Mantar – Post Apocalyptic Depression – Metal Blade Records 2025

Von Guido Dörheide (22.02.2025)

Post-Akopalütze, wie geiel! Depression ist weniger geiel, aber das neue Album von Mantar ist es auf jeden Fall. Ich hoffe, die Lesenden verzeihen mir diesen ungestüm-pubertären Einstieg in die Rezension. Mantar aus Bremen bei Hamburg haben nichts mit dem gleichnamigen Film des großen Schweigers (hmm, wieso tat er das eigentlich nie, sondern brabbelte immer irgendwie narsarl herum, zum Teufel?) zu tun, sondern heißt auf türkisch „Pilz“, was seinen Ursprung in der türkischen Herkunft des Schlagzeugers Erinç Sakarya hat. Und da wären wir auch schon bei den Gemeinsamkeiten mit anderen Metal-Bands, die ähnlich groß sind wie Mantar: Mantar (türkisch für „Pilz“) bestehen nämlich nur aus Hanno Klänhardt am Gesang und an der Gitarre und Erinç Sakarya am Schlagzeug und sonst aus niemandem.

Außer, dass Klänhardt bei Mantar das große Wort führt und nicht Sakarya, tun sich hier zumindest besetzungsmäßig Parallelen zu den mighty mighty Darkthrone auf. Das war es aber auch schon, denn Mantar machen keinen Black Metal, sondern eher eine Mischung aus Rock’n’Roll und Sludge Metal, mit mördermäßig donnerndem Schlagzeug von Erinç Sakarya (der wegen seiner türkischen Herkunft auch den Bandnamen beigesteuert hat, der auf türkisch „Pilz“ bedeutet) und Gitarre und Gebrüll von Klänhardt.

Mantar kommen immer schnell auf den Punkt und gehen mächtig nach vorne los. Dass die Band keinen Bassisten hat, hört man nicht, alles klingt krachig-bratzend und anständigermaßen basstönend, Sakaryas Schlagzeug haut hart auf den Punkt und Klänhardts Gesang ist heiser und angenehm aggressiv.

Schon der erste Song „Absolute Ghost“, der mit einem Quietschen und Klänhardts „Check, check!“ eingeleitet wird, macht deutlich, dass hier keine Gefangenen gemacht werden, Schlagzeug und Sänger hämmern um die Wette, Melodien gibt es kaum welche, aber die Gitarren klingen manchmal echt schön.

Mantars Texte sind ebenso aggressiv, wie es sich für blackened-doom getränkten Sludge-Rock’n’Roll gehört, und werden von Hanno Klänhardt stets rotzig-bellend auf den Punkt gebracht. „Rex Perverso“, der zweite Song auf dem Album, ist so ein Beispiel. Hass, Gewalt und Negativität werden hier auf den Punkt gebracht und ich denke, obwohl es nirgends so ausgesprochen wird, dass mit dem König der Perversen Donald Trump gemeint sein könnte.

Auf den folgenden Songs „Principle Of Command“, „Dogma Down“ und „Morbid Vocation“ geht es weiter und weiter – mittelschnelle Gitarren, donnerndes Schlagzeug und heiseres, wenn auch nicht unmelodisches Gebell treiben die Songs voran und machen Spaß beim Zuhören. Und dann kommt das…

…HALSGERICHT: Was zur Hölle soll dieser Begriff bedeuten? Hals, Maul, Arsch, Gesicht, hier kommt das Halsgericht, oder was? Musikalisch ballert das Teil los wie bisher alles auf dem Album, die Gitarre leitet langsam und düster ein, das Schlagzeug kommt hinzu und dann ist auf einmal nur noch Rock’n’Roll. Mit gewohnt heiserer Stimme verkündet Klänhardt ungewohnt Merkwürdiges, das mit den Zeilen „Wir sind das Halsgericht – für die, die wieder Tod noch Teufel fürchten, sie sammeln sich, kommt ihre Zeit, die Sonne soll vom Himmel stürzen, ein letzter Gruß, ein letztes Geleit. We are the children of the new light, wir sind das Halsgericht“ schließt. Muss ich jetzt nicht verstehen. Sie sind halt eben das Halsgericht, vermute ich und kratze mich fragend am Kopf.

Die folgenden Stücke „Pit Of Guilt“, „Church Of Suck“ und „Two Choices Of Eternity“ hauen weiter in die seit Anfang des Albums angefangende Kerbe, wobei mich letzerer Song auch irgendwie angenehm an „Negative Creep“ von Nirvana erinnert.

„Face Of Torture“ und „Axe Death Scenario“ klingen genauso wie ihre Titel, wummernd krachig und sehr negativ, und auch am Ende des Albums tut sich kein Licht auf (nicht einmal das des Güterzuges, der sich von vorne nähert): „Cosmic Abortion“ beginnt dröhnend und nicht einmal unmelodiös, steigert sich aber dann – als mit 4:06 Minuten längster Song des Albums – in ein eher rhythmisch als melodisch angelegtes Pandämonium hinein, mit einem Text, der sich mit Monstrositäten beschäftigt, die anscheinend jede Nation mit sich herumträgt, die Männer in Panzern in die Kälte schicken, damit sie dort ihren Tod finden. „Kill, destroy, fuck shit up, Post Birth Abortionist“ ist ein guter Slogan, um all dem Wahnsinn, der zurzeit weltweit stattfindet, gerecht zu werden.

„Post Apocalytic Depression“ halte ich vom Songmaterial her für gar nicht mal unbedingt besser als „Pain Is Forever And This Is The End“ aus dem Jahr 2022, das mir auch schon sehr viel Freude beim Hören bereitet hat, aber es ist wahrlich roher produziert und das ist etwas, das den Kompositionen von Mantar sehr gut zu Gesicht steht. Fürwahr ein dolles Ding, das die beiden Norddeutschen da abgeliefert haben. Trotz verwirrendem Halsgericht. Verwirrenden Halsgerichts? Egal, Hammeralbum.