Von Matthias Bosenick (01.10.2018)
Der erste neue Tonträger seit zehn Jahren ist nach dem selbstbetitelten Album eine EP mit vier Songs, auf der die Wolfsburger John Doe den Rock aus vielen Quellen in einen Fluss leiten und damit überraschen, dass sie bei allem Spaß an der Sache und aller Lustigkeit mancher Beteiligter auf eine Art und Weise erwachsener klingen, die beinahe beängstigt. Das Leben muss so einiges mitgebracht haben, das den Furor erweckte. Steht ihnen gut!
Sechs Leute in der Band, jeder für etwas anderes zuständig: So erreicht man ein Soundbild, das mit mehr als nur gleichzeitig gespielten E-Gitarren aufwartet. Hier gibt‘s mal die Akustische gleichberechtigt neben der Elektrischen, Percussionritte, Slap-Bass, also lauter Elemente, die das Soundbild anreichern, aber nicht verstopfen. Das einst so Verspielte transportieren John Doe nunmehr auf eine beinahe leichtfüßige Weise wie nebenbei mit der Musik, und die wiederum hat ein Ziel, nämlich nach vorn, immer voran, mit aller Wucht. Dabei sind John Doe gar nicht hart, obwohl sie rocken, aber sie tragen eine Aufgebrachtheit in sich, der man lieber aus dem Weg gehen möchte, wenn sie so auf einen zustürmt. Unaufhaltsam. Dieser Dringlichkeit liegt ein heiliger Ernst zugrunde. Da scheint bei einigen in der Band so einiges im Leben passiert zu sein, der Spaß ist schnell abgehakt, das „Strawberry Girl“ mag ja niedlich sein, aber es muss auch einigen Unsinn angestellt haben, so vergnatzt, wie John Doe es besingen.
Aus dem Sound von John Doe mag so manche vertraute Band herausklingen, irgendwo bei alten Fury In The Slaughterhouse, dem frühen Funky Metal, bevor er Crossover hieß, oder Black Country Communion, aber diese Quellen ergeben einen eigenen Fluss. Sicher ist: So Süß, wie es der Titel vermuten lässt, ist das „Strawberry Girl“ mitnichten, und das ist gut so.
Die CD gibt es über johndoe-wolfsburg.de.