Igarka – Dopamine Ocean – Igarka 2025

Von Matthias Bosenick (04.09.2025)

Aus der Emilia-Romagna (und nicht aus Sibirien) kommt das Quintett Igarka, das mit der EP „Dopamine Ocean“ erste musikalische Spuren setzt. Und darauf Einflüsse mischt, die man so nicht zusammen erwartet, von cleanem Pop über Shoegaze, Power Metal bis Stoner Rock, stets mit weiblichem Gesang. Was all diese Stile sinnvoll verbindet, ist die Art der Komposition, denn ein eigenwilliger Verlauf der Intensitäten lässt sich in den meisten der sieben Stücke dieser EP identifizieren.

Bereits das Intro „Hider“ verwirrt, weil es die Hörerschaft auf falsche Fährten lockt: Zu spacigen Soundscapes erklingt ein Gesang wie aus einem US-Schlager der Fünfziger. Also gar nicht das, was man angekündigt bekam – das kommt erst danach. „Follow For More“ beginnt als cleaner Shoegaze und öffnet bereits das Fenster zu den eigenwilligen Kompositionen von Igarka: Die Struktur, die Melodieführung, die Harmonien wirken ungerade, schräger, als sie sind, denn das Stück bleibt für sich gesehen schlüssig. Dazu gehört, dass der wechselhafte, mal klare, mal intensive, stets ausdrucksstarke Gesang nicht zu allen Sounds passen mag, weil man aus den zitierten Genres andere Stimmen gewohnt ist, und auch das ist ein Pluspunkt für Igarka, denn sie pfeifen drauf und machen es nach ihrer Fasson.

Für „Sabotage“ wechseln Igarka das Fach, besser: verlassen die Idee von konkreten Fächern. Der Refrain ist noisy, der Strophenteil clean, der Bass deutet in Richtung Funk und die Stimme verfährt wie beschrieben. Die Vorab-Single „Self Similar“ beginnt als Ballade und entwickelt sich zu einem Stück Power Metal mit entsprechendem Solo. Das Feld verlässt „Expiration Mark“ wieder zugunsten eines Wechsels von Reduziertheit und Power-Ausbruch. „Sanmarinese Brainrot Animals“ hat den lustigsten Titel, ist aber lediglich ein anderthalbminütiges experimentelles Zwischenspiel als Brücke zum finalen „End Well“, das sich beim Psychedelic Rock und beim Stoner bedient. Wohlgemerkt, alle Songs sind mit der genannten wechselhaften Gesangsart versehen.

Eindimensionalität kann man Igarka beim besten Willen nicht vorwerfen, so vielseitig, wie diese EP ausfällt. Der Gesang kommt von Aisja Baglioni. Bass und Artwork liefert Elisabetta Paglierani. Luca Pasini ist mit Gitarre, Keyboards und Backing Vocals dabei, Simone Succi mit der zweiten Gitarre und Giorgio Puzzarini am Schlagzeug. Am treffendsten ist immer noch die Selbstbeschreibung der Band auf Bandcamp: „Graowlbdm Bdschh“.