Von Matthias Bosenick (14.08.2024)
Für das – nun – Duo I, Cursed ist „Death Holograms“ eine Art Einstand, nach einigen Singles und einer Split-Veröffentlichung, und die Finnen haben so viel Feuer unterm Hintern, dass diese sieben Tracks in unter einer Viertelstunde wirken wie ein Vollzeitalbum. Im weitesten Sinne sind I, Cursed im Death Metal angesiedelt, was sie nicht davon abhält, auf Genregrenzen zu pfeifen und in ihr strukturiert lärmendes Gepolter auch Leihgaben aus dem punkigen Grindcore oder dem hüpfbetonten Thrash Metal sowie unterschwellige, atmosphärische Melodien einzufügen. Insbesondere der – äh – Gesang sticht hervor: Was wie aus vielzähligen Kehlen klingt, kommt aus lediglich einer.
Das tiefkehlige Brüllen kurz vor dem Growlen und das hohe Keifen bekommt Eero Haula ganz allein hin, auch wenn er es bisweilen sogar so dubbt, dass er mit sich selbst im Duett krakeelt. Zudem achtet er darauf, dass sämtliche Tonlagen und Stimmdarbietungen farblich in den Rahmen passen, und den gestaltet hier Ville-Veikko Laaksonen mit Gitarre und Bass. Vom Schlagzeug keine Rede, aber das gibt’s auch, extremst schnell eingeprügelt, wie es sich gehört, und dazu flink auf dem Griffbrett geschrubbte Akkorde und – gelegentlich, sobald Zeit ist – eben auch mal nahe am harmonischen generierte Atmosphären, die das Geprügel begleiten.
Das ist dem Duo offenbar wichtig, trotz der kurzen Spielzeit in die vierzehneinhalb Minuten Death Metal auch Passagen der Ruhe einzubauen. Manche Tracks gehen ineinander über, etwa mit flirrenden Gitarren oder Feedbacks, und zwischen anderen herrscht eine Art Stille, und auch dieser Umstand trägt dazu bei, den Hörgenuss als länger zu empfinden. Nun gestaltet das Duo seinen Death Metal auf weiten Strecken recht kategorisch, mit den flott gegriffenen Akkorden im steten Ablauf, empfindet dies aber selbst als nicht ausreichend spannend und drischt mal wie im Grindcore voran oder erlaubt sich Kopfnicker- und Mithüpfer-Passagen wie im Thrash Metal oder Groove Metal. Macht Laune.
„Death Hologram“ stellt das erste eigene längere Werk des Duos dar, das erst im vergangenen Jahr überhaupt zusammenfand. Neben einigen Vorab-Singles gibt es vor dieser EP bisher lediglich ein Split-Album mit Blood Service, ebenfalls einem Death-Metal-Duo aus Pori in Finnland, dessen Gitarrist Nico Brander mittlerweile zudem als Mitglied von I, Cursed zählt und es im Verbund mit Schlagzeuger Arttu Leppänen zum Quartett macht. Alle vier haben bereits immense Anzahlen an Bands in ihrer Biografie stehen, Haula und Laaksonen etwa kennen sich von der Prog-Doom-Metal-Band Oceanwake, Laaksonen, Leppänen und Brander von den Post-Metalern Atlasses. Offenbar brauchten sie alle ein Ventil, um mal wieder aufs Tempo zu drücken – in I, Cursed haben sie es gefunden.