Human Impact – Gone Dark – Ipecac 2024

Von Matthias Bosenick (30.01.2025)

Als Supergroup des Noiserock werden Human Impact fortwährend klassifiziert, weil sich Mitglieder von Cop Shoot Cop und Unsane, also zwei Vertretern der New Yorker Noiserock-Szene aus den Achtzigern, zusammentaten. Doch verschwimmen hier von Anfang an die Grenzen zum Industrial: Monotonie, Wucht und Lärm bestimmen den Sound dieses dritten Albums, eingebaute rudimentäre Melodien verstärken dies nur. „Gone Dark“, entstanden nach zwei Neubesetzungen, ist wunderbar fett und bläst einem so ziemlich alles frei, selbst das, was noch gar nicht verstopft war.

Streckenweise irrsinniges Tempo mit gebrochenen, druckvollen Rhythmen, zu denen Gitarren und Bass sägen und die Stimme brüllt, dazu zur gelegentlichen Auflockerung einige flächige Synthies oder sonstige elektronische Einbauten. Fertig. Natürlich hört man die Originalquellen heraus, also Cop Shoot Cop und Unsane, nämlich in genau dieser Ausgestaltung der Songs, die sich einen Scheiß um herkömmliche Strukturen scheren und ihre wohlgeformten Brocken einfach auskotzen, mit eingebauten Harmoniefragmenten, einer aggressionsbegleitenden Stimmung und gelegentlichen Samples.

Aber man nimmt auch andere Begleiter wahr, manche näher liegend, manche nicht so. „Hold On“ etwa könnte von den Swans sein, im Intro zu „Destroy To Rebuild“ erinnert die Gitarre an die von Killing Jokes Geordie Walker, möge er in Lärm ruhen. „Repeat“ ist in der ersten Strophe ein in der Intensität reduzierter gruftiger Kopfnicker. Die Kombination aus Brett und Brüllen hat etwas vom Hardcore. Elektronische Einsprengsel und die rhythmische Wucht übernehmen Human Impact aus dem Industrial. Aber wenn sie in den 40 Jahren ihres kompromisslosen Musikerdaseins in dieser Konstellation lediglich als Kopisten aufträten, wäre das eine Bankrotterklärung.

Daher bekommt man auf „Gone Dark“ vornehmlich Human Impact, die aus dem Genannten und aus der Idee von Energie, Wiedererkennbarkeit und angeschrägter Harmonielehre einen eigenen Sound generieren. Und das auch nach einem Besetzungswechsel: Geblieben sind die alten Freunde Chris Spencer und Jim Coleman, ersterer Sänger und Gitarrist von Unsane, zweiterer Keyboarder von Cop Shoot Cop. Ausgestiegen sind Schlagzeuger Phil Puleo, ebenfalls einst bei Cop Shoot Cop, und Bassist Chris Pravdica, den Puelo von den Swans mitgebracht hatte. Für die beiden sind jetzt Jon Syverson und Eric Cooper dabei, ersterer als Drummer von unter anderem Unsane, zweiterer als Bassist unter anderem ebendort. Heißt faktisch, man bekommt hier die bis 2017 aktiven Unsane plus eins – und doch wieder Human Impact, wie man sie seit fünf Jahren zu lieben lernte.