Von Matthias Bosenick (11.12.2023)
Was sind Sepultura eigentlich so ganz ohne die Cavalera-Brüder? Ach so, muss die brasilianische Thrash-Metal-Band seit 1996 und 2006 sowieso auskommen. Ein gewitzter Anlass für Max und Igor, nach einem Gig ein Schild hochzuhalten, auf dem sie die Nichtexistenz Sepulturas ohne sie festlegen – Anlass war die Ankündigung von Sepultura, sich 2024 zum 40. Geburtstag aufzulösen. Zwar sind mit Andreas Kisser und Paulo Jr. zwei altgediente Musiker noch dabei, aber strenggenommen keine Gründungsmitglieder. Und was machen die Cavaleras derweil? Bringen mit „Unhealthy Mechanisms“ das zweite Album ihres neuen Projektes mit dem treffenden Namen Go Ahead And Die heraus. Drauf ist, wofür man Sepultura kennt: Riffs und Grooves, schwer bis schnell, in die Fresse gespielter Thrash Metal. Trotzdem darf man Sepultura vermissen, auch mit Derrick Green waren sie noch geil. Sind, noch gibt’s sie ja.
Im Grunde gibt es zur Musik auf diesem zweiten Album des in Arizona angesiedelten Projektes Go Ahead And Die nicht allzuviel zu sagen: Thrash Metal, Groove Metal, bisschen das, was dereinst aus dem Punk in den Metal einfloss, schöne fette Riffs, brutale Drums (Igor), klassisches „Sepultura-Gekotze“ (Max), wechselnde Tempi und keine störenden Schnörkel. Einfach in die Fresse, als wäre es 1983 und als hätte sich der Metal seitdem gar nicht weiterentwickelt. Eine gesampelte Polizeisirene, okay. Gab’s damals auch schon. Ansonsten: kompromissloser brutaler Metal. Die beiden Thrash-Opas können noch, und sie können gut.
Nun ist Go Ahead And Die vorrangig ein Kind vom Kind: Igor Amadeus Cavalera ist Sohn von Max Cavalera und Neffe von Igor Cavalera, die beide an diesem Projekt beteiligt sind. Im Grunde eine Cavalera Conspiracy, möchte man meinen, aber an der sind nur die beiden alten Brüder beteiligt. Ohne den Zusatz Conspiracy wiederum brachte die Band Cavalera im Sommer zum 40. Geburtstag von Sepultura deren erste EP „Bestial Devastation“ und das Debüt „Morbid Visions“ neu eingeprügelt heraus, und daran waren alle drei genannten Cavaleras beteiligt. Außerdem spielte Igor Amadeus auch schon bei Max’ Hauptband Soulfly mit, genau wie sein Bruder Zyon Cavalera, mit dem er nebenbei noch die Doom-Band Lody Kong betreibt.
Wer mit dem Sammeln nicht nachkommt, kann ja noch auf Killer Be Killed ausweichen, der so genannten Heavy Metal Supergroup, der neben Max Cavalera noch Leute von The Dillinger Escape Plan, Mastodon und The Mars Volta angehören und von denen es zwei Alben gibt. Oder mit der anderen Supergroup Absent In Body mit Igor Cavalera und Leuten von Amenra und Neurosis. Oder Igors Industrial-Noise-Projekt Petbrick. Oder oder oder. Oder man macht einfach so weiter und stirbt.