Ghostsmoker – Inertia Cult – Art As Catharsis 2025

Von Matthias Bosenick (24.03.2025)

Da werden die Aufnahmen des Debütalbums „Inertia Cult“ des Doom-Sludge-Quartetts Ghostsmoker vom realen Tod überschattet, dessen Verarbeitung sich in den Kompositionen niederschlägt und dieses Stück Todesmetall umso eindringlicher und überzeugender ausfallen lässt. Aus dem Stand – nun: fast, eine EP gibt’s schon – befördert sich die Band aus Melbourne mit diesem „Trägheitskult“ in respektable Genre-Gesellschaft.

Zunächst meint man, dass Ghostsmoker primär die Regeln bedienen: Langsam schleppendes Tempo, tiefergestimmte Saiteninstrumente, Riffs und Flächen. Es riecht schon mal nach Verwesung. Aber dann treten die Singenden ans Mikro, im Opener „Elogium“ quasi als Duett: einer keift, einer growlt, beide dehnen ihre Stimmdarbietungen ins Unendliche. Eine schöne Lösung, wenn man sich nicht entscheiden kann, welche Stimmfarbe den tiefschwarzen Metal-Sound begleiten soll – man nimmt einfach beide. Die treten nicht permanent gegeneinander an, sondern wechseln sich auch mal ab, damit der Sound vielseitig bleibt.

Und dann der nächste Punkt, der vom reinen Schubladenschieben abweicht: Ghostsmoker spielen ihre Riffs nicht einfach klinisch herunter und reihen sie aneinander, sondern sie beugen die Töne, variieren die Tonhöhen, lassen die Riffs in Neigung geraten und bringen damit eine weitere Komponente ein, die das Hörvergnügen steigert. Als dritten Beitrag dazu rollen Ghostsmoker ihre sechs bis acht Minuten langen Tracks nicht einfach nur durch: Hier passiert eine Menge, die Intensität wechselt, es wird geradezu atmosphärisch, insbesondere, wenn die Stimmen dabei schweigen, denn sobald es keift und growlt, kehrt das angenehm Ungemütliche zurück. Die Gitarren können weit mehr als Riffs, der Bass bekommt einen zusätzliches Tiefgeschoss und das Schlagzeug ist enorm präsent und durchschlagend.

So kann man festhatlen, dass sich die Band musikalisch im Bereich Doom und Sludge aufhält, mit einigen Ausflügen zum Post Metal, und der Gesang zwischen Black und Death Metal changiert. Passt gut zusammen. In „Haven“ reicht’s dann auch mal mit der Inertia, da drischt der Drummer drauflos, kurzzeitig, und „The Death Of Solitude“ lässt das Album mit malmenden Geröllen und beinahe positiven Gitarrenflächen enden.

Der Bruder von Sänger Nathan Brunning starb kurz vor den Aufnahmen, der Vater von Schlagzeuger Brayden Becher folgte, und beide Todesfälle schlugen sich in den Kompositionen nieder, lässt die Band wissen. Die existiert seit 2021, der Titel des ersten Demos „Lockdown Sessions“ lässt den Anlass für die Zusammenkunft erahnen. Von damals noch ab Bord ist neben dem genannten Sänger noch Gitarrist Ben Astbury, wie der Drummer später erst dazu kam Bassist Rhys Brennan. Die vor drei Jahren erschienene EP „Grief“ entstand noch in der Urbesetzung. Die beiden Neuen bei Ghostsmoker bringen ihre Doom-Erfahrungen von der Band KVLL mit, der Bassist lernte den Post-Metal überdies bei Treebeard. Zusammen absolvieren sie einen riesigen Sprung weg von „Grief“ und empfehlen sich bei Genrefreunden als Anwärter dafür, in die Sammlung aufgenommen zu werden.