Front Line Assembly – Echogenetic – Dependent/Alive 2013

Von Matthias Bosenick (03.08.2013)

Bandchef Bill Leeb kündigte für das aktuelle Album „Echogenetic“ seiner EBM-Pionierband Front Line Assembly die Rückkehr zur reinen Lehre an, also zur ausschließlichen Elektronik, weg von den Gitarrensamples. Das wäre doch nicht nötig gewesen, weil doch die Musik von Front Line Assembly auch mit Gitarren toll ist. Aber man weiß ja als Fan, dass sich FLA-Alben im Sound immer vom Rest dessen abheben, was sonst so als EBM verhökert wird, da ist es also egal, ob mit oder ohne Gitarren. Einzig die treuen kanadischen Geschwister von Skinny Puppy und diverse entfernte Verwandte aus Belgien halten Schritt. Das Ergebnis „Echogenetic“ nun verwundert einigermaßen: Irgendwie besteht das Album ausschließlich aus Stücken in nur einem Tempo, auch an catchy Melodien mangelt es. Der Sound aber, der ist bombastisch.

Man muss nicht harsch sein, um harte elektronische Musik zu machen. Bei FLA schwingt Härte stets in der Attitüde mit, auch langsame Stücke klingen brutal. Eine verzerrte Stimme, die nicht einfach nur aus Horrorfilmsaples besteht, tut ihr übriges. Schon beim Vorgänger-Album, dem PC-Spiel-Soundtrack „Airmech“, verlegte sich Leeb mit seinen jungen Mitstreitern auf Elektronik und recycelte manche Sounds und Beats der Big-Beat-Ära der späten 90er, die selbst deren Erfinder heute kaum noch nutzen. Im FLA-Kontext wirkte das ausgesprochen gut, also übernahm Leeb die Idee für „Echogenetic“ an mancher Stelle.

So recht tanzbar ist das Album davon aber nicht durchgehend geraten. Leeb legt mehr Wert auf Atmosphäre als auf den Dancefloor. Das ist sehr schade, weil man sich als Hörer etwas ausgebremst fühlt. Andererseits bleibt der Eindruck von großer Energie und geballter Effektivität. Immerhin, die Sounds sind nicht ausschließlich glattpoliert und flächig, sondern es zirpt und kratzt, schleift und knirscht dazwischen. In die geraden Beats schlagen immer wieder Zischeffekte hinein, die die Songs mindestens cool machen. Ja, lässig ist „Echogenetic“. Kraftvoll. Krass. Aber ein bisschen zu lahm und eintönig.

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