Von Matthias Bosenick (28.01.2013)
Nach einem Hollywoodfilm („Charlie And The Chocolate Factory“), einem Roman („Alice im Wunderland“), einem Musical („Sweeney Todd“) und einer Fernsehserie („Dark Shadows“) recyclet Tim Burton nun sich selbst. „Frankenweenie“ basiert auf dem gleichnamigen Kurzfilm, den Burton 1984 drehte, noch vor seiner eigentlichen Karriere. Burtons Filme sind zwar in der Regel immer sehenswert, aber solche wie „Sweenie Todd“ und „Dark Shadows“ nur einmal; „Frankenweenie“ in der Neuauflage indes weckt den Wunsch nach Wiederholung. Er hat ein vernünftiges Erzähltempo, geek-erfreuende Filmanspielungen und Hintergrundgags, hanebüchene phantastische Übertreibungen, gewohnt skurrile Charaktere, trotzdem eine plausible Geschichte – und ist, obgleich in Plastilin und 3D, komplett in Schwarzweiß gedreht. Burton scheint all seine Eigenschaften endlich wieder in ein stimmiges Gesamtbild gerüttelt zu haben.
Es geht langsam los, in zeitlich schwer einzuordnender (es sieht nach 60ern aus, gibt aber moderne Themen, wie Pluto als Nicht-Planet) amerikanischer Vorstadtidylle. Victor Frankenstein ist ein Schulkind wie alle anderen, also irgendwie verstörend morbide und kaputt. Die ganze Klasse besteht aus Freaks, die aber niemand als solche behandelt, alles ist normal so. Die Klasse bekommt einen osteuropäischen Lehrer, der einen Wissenschaftswettbewerb ausruft. Als nun Victors geliebter Hund Sparky vom Auto totgefahren wird, setzt Victor das Gelernte um und erweckt seinen Spielgefährten wieder zum Leben. Allmählich kommt Fahrt auf: Das ruft in der Klasse Neider auf den Plan, die glauben, er wolle damit den Schulwettbewerb gewinnen, und diese Neider erschaffen ungewollt eine Armee von Monstern, inklusive einer godzillagroßen Killerschildkröte, die auf New Holland niedergehen. Und nun gilt es, sich als Außenseiter zu bewähren.
Die Handlung ist solide, macht aber nicht den alleinigen Reiz des Films aus. Coming of age mit Tränen und Liebe und Verantwortung und so. Vielmehr sollte man sich bisweilen an Namen, Zitaten und vor allem Hintergrundgeschehen orientieren. Auf dem Haustierfriedhof etwa steht auf einem Grabstein „Goodbye Kitty“, als die Killerschildkröte den Rummel verwüstet, läuft im Kino gerade „Bambi“, die Emo-Nachbarstochter heißt natürlich van Helsing, diverse 50er-Jahre-Horrorschinken werden zitiert und so weiter. Ein Riesenfundus an Einfällen, die man wahrscheinlich nur auf DVD in Zeitlupe einigermaßen erfassen kann.