Francis Cofone feat. Markus Reuter – The Solina Record – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (09.12.2025)

Der Atem … der Unendlichkeit. Sobald man „The Solina Record“ von Francis Cofone und Markus Reuter auflegt, fängt das Gehirn automatisch an, mit der Stimme von Jürgen Kluckert zu denken, dem Erzähler der Hörspielserie „Gabriel Burns“. Die zwei Musiker taten sich eher versehentlich zusammen und improvisierten mit E-Gitarre und dem titelgebenden Instrument ARP Solina String Ensemble, einem über 50 Jahre alten Keyboard, das damals erstmals Streicher nachempfinden konnte. Heraus kommen Soundteppiche ohne feste Strukturen und somit auch ohne absehbares Ende, in Ton gegossenes Licht, akustische Wärme, musikalische Streicheleinheiten für die Seele.

Beide Instrumente kann man durchaus heraushören: Die E-Gitarre, die eigentlich vornehmlich Soundscapes und zarte Drones generiert, darf auch mal so brummen, als schlüge ein Rock’n’Roller ein Lick an, ohne, dass dies tatsächlich geschieht. Das Tasteninstrument wiederum imitiert wahrhaftig Streicher, die die Gitarre begleiten und den ohnehin schon eher wolkigen Drones noch etwas Orchestrales verleihen und dieses Album dafür qualifizieren, als entspannter Soundtrack für einen Film zu dienen.

Rhythmen gibt es hier nicht, Melodien im Prinzip auch nicht. Der New Yorker Cofone und der Berliner Reuter verändern Tonhöhen, variieren Intensitäten, gestalten ihre Sounds, aber wiederholen sich nicht, erzeugen also keine Songs, die sich im Gedächtnis festsetzen. Sie fordern ihre Hörerschaft vielmehr dazu auf, sich in die Sounds einzubetten und das eher positive Album einfach geschehen zu lassen. Ambient, das lässt sich festlegen, machen sie hier, Dreamscape, gewiss. Berliner Schule, ja, das kann durchaus ebenfalls sein.

Immerhin entstand dieses Album nicht nur in Berlin, sondern auch noch in den Hansa-Studios. Da musste ja so etwas bei herauskommen. Reuter berichtet in der Info, dass er eigentlich im Studio war, um Cofones Aufnahmen für dessen zweites Gitarren-Impro-Album zu begleiten. Nachdem jener mehrere Stunden entzückenden Materials aufgenommen hatte, war noch eine Stunde Studiozeit übrig. Reuter entdeckte das ARP Solina String Ensemble in einer Studioecke, ließ es anschließen und probierte sich erstmals an diesem steinalten Instrument aus. Heraus kommt eben „The Solina Record“, unbehauen und roh belassen. Was nun noch fehlt, ist das Album, um das es für Cofone eigentlich ging, also der Nachfolger von „Space Fabric“ aus dem Jahr 2024.