Von Matthias Bosenick (11.12.2012)
Überhaupt eine Mockumentary zu drehen, ist schon ein gewagtes Unterfangen. Zu sehr strahlt „This Is Spinal Tap“ über allem. Da bedarf es schon einiger Qualitäten, um sich in dem Genre überzeugend zu positionieren. Studio Braun und Lars Jessen haben diese Qualitäten, insbesondere Humor, Beobachtungsgabe, Fabulierungskunst und bereitwillige Mitstreiter. „Fraktus“ erfüllt indes keine der Qualitäten, die man von einer deutschen Komödie erwartet, und ist somit ein sehr guter und witziger Film.
Die Schein-Dokumentation erzählt die Geschichte des kurzlebigen fiktiven (und doch zurzeit tourenden) Trios „Fraktus“, das Anfang der 80er Jahre mit seinem Synthie-Sound den Techno erfand und in Vergessenheit geriet. Der schmierige Produzent Roger Dettner (wie immer fantastisch: Devid Striesow) heftet sich 25 Jahre nach dem Aus der Band an die Spuren der eigenwilligen Musiker und versucht, sie zu einer Reunion zu bewegen. Da Torsten Bage (Heinz Strunk), Dirk „Dickie“ Schubert (Rocko Schamoni überzeugend als Trottel) und Bernd Wand (Jacques Palminger) jedoch zerstritten, dämlich und ungelenk sind, kommt es zu einigen Katastrophen.
Jessen durchsetzt die natürlich dünne Handlung mit Interview-Einspielungen mit Promis, Rückschauen und Befindlichkeitsanalysen der Protagonisten. Alles wirkt echt – doch hört man den Typen zu, nimmt man wahr, wie sehr sie die Musikmechanismen karikieren. Sie weichen nur wenig von der Realität ab, aber damit landen sie Volltreffer. Diese Sorte Humor ist typisch für Studio Braun und viel zu subtil für Schenkelklopfer.
Eine Gratwanderung ist es allerdings, die Übermutter der Mockumentarys zu zitieren: Am Schluss irren die Musiker durch ein Parkhaus auf der Suche nach der Bühne. Besser ist es, gleich die realste Mockumentary-Band zu Wort kommen zu lassen: Anvil sagen, wie Scheiße sie die Musik von Fraktus finden.
Mit all den Promis, Seitenhieben, Dialogen und Handlungs-Ideen sticht „Fraktus“ aus der Masse der Mockumentarys auf jeden Fall heraus. Die DVD gehört ganz sicher neben „Spinal Tap“. Und mit dem Film im Kopf macht das Album gleich mehr Spaß.