Flynotes – Cast In Stone – Flynotes 2025

Von Matthias Bosenick (24.06.2025)

Das einzige, was das aus bekannten Gründen aus St. Petersburg geflüchtete Trio Flynotes nicht kann, ist Ruhe: Selbst in heruntergedimmteren Passagen nimmt das von einer Krakin bediente Schlagzeug irrsinnig viel Raum ein. Den Anteil an Stoner und Doom in seiner Musik fährt das Trio auf seinem neuen Album „Cast In Stone“ zwar zurück, aber zugunsten von einer immensen Verspieltheit innerhalb dieser komplexen instrumentalen Art-Prog-Rock-Tracks. Wild!

„Carnival“ ist ein treffender Titel für den Opener, „Business Card“ wäre es ebenfalls: Man kann diesen Track als gutgelaunte Visitenkarte für die Vielseitigkeit und Verspieltheit der Flynotes auffassen, was da alles drin ist, Art Rock, Prog Rock, Synthieflächen, Tempowechsel, überhaupt mehr Genres, als einer einzelnen Band zustehen. Dergestalt beeindruckt, staunt man noch mehr, wenn es ab „RockKing“ auch mal dreckiger, aggressiver und düsterer weitergeht, abermals ganz dem Titel entsprechend. Die krassen Wechsel innerhalb der Tracks behalten die Flynotes das gesamte Album über bei, und jeder Wechsel bringt ein neues Genre mit – etwa einen Fünfziger-Country-Twang in „Finishing Touches“ – oder kehrt zu einem anderen zurück. Den alten Doom und den heavy Stoner Psych Rock klammern die Flynotes indes trotz eingestreuter härterer Momente aus, und man vermisst auch nix.

Was noch so richtig plättet, ist das Schlagzeug. Die Flynotes gönnen einem keine Atempause, scheint es, weil selbst in reduzierteren, hypnotischeren, trancigeren Passagen das Schlagzeug rotiert wie von einem Kraken bedient, sämtliche Ritzen des Raumes ausfüllt und selbst die Ruhe noch grooven lässt. Einzig in „Next Fligth“, vermutlich eigentlich „Flight“, bekommt der Synthie eine knappe Allein-Sequenz, bevor die Opulenz wieder losbricht. Überhaupt Synthies, inmitten von Siebziger-Prog-Gitarren-Gniedeln bringen die Synthies eine Achtziger-Pop-Tapete an, und das steht den Tracks ungemein gut. Besonders gelingt die explizite Kombi aus beidem, etwa in „Aviators“, das gleichzeitig wuchtig und sphärisch daherkommt.

Für dieses neue Album musste der aus St. Petersburg weggezogene Bandkopf Roman Komarov seine Flynotes leicht durcheinanderwürfeln. Die 2021 erschienene Single „Entertaining Geometry“, hier nicht enthalten, spielte der Gitarrist noch mit Bassistin Alira Julia Versen und Schlagzeuger Alexander Kovalev ein, der wiederum gerade Natasha Bogulyan ersetzt hatte. Auf „Cast In Stone“ übernahm Komarov den Bass gleich mit, setzte dafür Tomofey Yushko ans Keyboard, wo er auf dem 2020 erschienenen Vorgängeralbum „The Goddess Of Sunrise“ bereits als Gast saß, und holte Natasha Bogulyan zurück ans Schlagzeug, Gott sei’s gedankt, denn was sie hier losfeuert, haut jeden Hörenden vom Sessel.