Faded Remembrance – Dying Age – Bitume Prods 2024

Von Matthias Bosenick (20.12.2024)

Die Idee, eine Art Doom-Metal mit Blasinstrumenten zu versetzen, ist sehr geil: Die Riffs verschleppt, dazu erschaffen Posaunen und Trompeten unerwartete Soundscapes. So verfährt Tamás Géza Albert aus Győr auf „Dying Age“ zum zweiten Mal auf Albumlänge unter seinem Alias Faded Remembrance. Er addiert clean gespielte Gitarren und Synthies dazu – allerdings auch eine Sägegitarre, die die Stimmung bedauerlicherweise reichlich beeinträchtigt. Dem Ungarn sei eine Band gegönnt, die ihn dabei unterstützt, seine Ideen atmosphärisch überzeugend umzusetzen.

Von Doom spricht Albert auf diesem zweiten Album gar nicht mehr so explizit wie noch in Bezug zum Vorgänger „Delusion Of Silence“ aus dem Jahr 2023, vielmehr ist die Rede von „slow metal“. Für Doom ist seine verzerrte Gitarre auch etwas zu hoch gestimmt, sie sägt mehr, als dass sie in den Abgrund rifft. Und das ist leider auch der erste Schwachpunkt dieses Albums: Die Gitarre sägt an den Nerven. In den Passagen ohne sie wird ja deutlich, wo die Intentionen des Einmannprojektes liegen: Atmosphären generieren, stimmungsvoll-melancholische Gitarrenmusik, gern auch mit tiefen Riffs versetzt, zumeist von einer unverzerrten Gitarre gestaltet, und zu weiten Teilen mit Blasinstrumenten als Melodie- oder Stimmungsgeber. Plus Sägegitarre, die das Schöne zunichtemacht.

Der zweite Schwachpunkt dieses Albums ist die handwerkliche Umsetzung: An vielen Stellen wirken die Songs etwas holprig, Übergänge erfolgen abrupt, mancher Sound – etwa von der Bassdrum während der Blastbeats – hat etwas Artifizielles. Dabei kann Albert es doch, die Black-Metal-Einschübe etwa in der ersten Hälfte des Tracks „We Are Here“ überzeugen enorm. Vielleicht wäre es besser gewesen, Albert hätte seine Ideen doch mit versierten Musikern umgesetzt. Mit seiner Stimme fügt er sich indes angenehm in die Landschaft ein, er sprechsingt rauh, ohne Manierismen oder Übertreibung.

Ähnlich unbeholfen wie manche Strecken der Musik sieht das ebenfalls von Albert gestaltete Cover aus: Anstelle eines typischen Death- oder Black-Metal-Krakelschriftzugs verwendet er eine Schriftart, die nach alter Olympia-Schreibmaschine aussieht, und hinterlegt sie mit einer verästelten Waldsilhouette. Kann man so natürlich auch als Ironie auffassen, aber das obskure Engelsbild, das mit einem wolkenvollen Sonnenhimmel überlagert ist, widerspricht dem doch. Befragen wir doch mal Sacred Son zum Thema ironische Bebilderung im Black Metal.

Albert gibt an, „Dying Age“ als Hommage an Dan Swanös alte Band Pan.Thy.Monium aufzufassen, da in deren Death Metal ein Saxophon zum Einsatz kam. Diese Kombi gelingt den Genuesern Mope indes deutlich überzeugender als Faded Remebrance. Neben diesem Projekt unterhält Albert zudem noch das zweite Einmannprojekt Embertears; unter diesem Alias spielte er sein erstes Album als Faded Remembrance ein, um die Verwirrung vollständig zu machen. „Dying Age“ nun also hat viele tolle Ideen, schwächelt aber in der Umsetzung.