Von Matthias Bosenick (15.11.2024)
Der Titel „The Kingdoom“ verspricht mehr, als dieses Debüt der rumänischen Goth-Doom-Metalband Endless Dark hält. Dafür ist die Musik zu sehr in Stereotypen verhaftet und hat zu allem Überfluss auch noch ein bei HIM geklautes Klimperklavier mit drin, das zumeist lediglich die Gitarrenläufe begleitet und kaum kompositorischen Mehrwert mitbringt. Schön sind die Growls und auch an sich wäre an diesem Genreoeuvre nicht viel auszusetzen gewesen, nur will es lieber einer Szene gefallen, als dass es diese erweitert. Chance verpasst.
Eine Bratzgitarre legt einen Teppich unter die Stücke, eine zweite Gitarre darf gelegentlich dazu melodieren. Natürlich schleppt sich das Tempo mühsam über die Distanz, dieser Metal schöpft die Methoden von Gothic und Doom ordentlich aus. Dazu growlt der Sänger, was der Musik und der Stimmung saugut steht. Und dann kommt der Pianist und drückt seine Einzeltasten, immer der Gitarre hinterher, fröhlich klimpernd wie ein Barpianist kurz vor der Saloonschießerei. Wenn es denn wenigstens Akkorde wären, den Sound erweiternde Harmonien, eigene Impulse, aber nein, es ist einfach gehaltenes Geklimper. Das später durch ein Synthie-Orchester ersetzt wird.
Das ganze Album ist fett auf Fettsein hin produziert, damit die geschulte Gemeinde niedrigschwellig Kontakt knüpfen kann. Diesen Aspekt erfüllen auch die Kompositionen, die mehr auf den plakativen Effekt setzen als auf Virtuosität und Individualität. Genrekenner bekommen, was sie bereits mögen, für andere ist genau das eher ein Grund, sich irgendeiner anderen neuen Band zuzuwenden. Damit machen Endless Dark in Szenekreisen sicherlich auf sich aufmerksam, das sei ihnen gegönnt.
Das Quintett kommt aus Târnăveni, auf Deutsch auch Sankt Martin oder Martinskirch, der Stadt in Siebenbürgen, aus der auch der Neue-Musik-Komponist György Ligeti stammte und deren zweitwichtigstes Touristenziel der Corona-Wald ist. Erst vor zwei Jahren fanden Endless Dark zusammen: Gesang und Gitarre kommen von Florin Cucerzan, Gesang und Bass von Dragos Benyovszky. Die zweite Gitarre bedient Liviu Voda, das Keyboard Catalin Chereji und das Schlagzeug Arpi Bogar, vormals bei den Melodic-Death-Metalern Eyeseered.
Eine akkurat durchgestaltete Musik wie diese würde man ansonsten in Finnland verorten. Sie passt auf jeden Fall ganz gut in die Saison, ins Trübe, Graue, Dunkle. Der vorletzte Track, das hymnische „Oblivion“, kommt sogar ohne Klavier aus, vielleicht sollte man den Genuss von „The Kingdoom“ mit dessen Ende starten.