Von Matthias Bosenick (17.10.2025)
Für Electric Litanby aus London geht nur das ganz große Kino, die „Desires“ behandeln weltumspannende Gefühle. So richtig ausschließlich darauf bauen wollen sie aber auch nicht, deshalb versetzen sie ihrem Große-Geste-Pop gelegentliche Glitches. Heraus kommt ein warmes Pop-Rock-Album voller Einfälle, die den sanften Pop um unsanfte Eigenheiten erweitern.
Zu Beginn, mit dem Einstieg „Falcon“, erinnern Electric Litany leicht an den weirden Pop der Flaming Lips. Hier ist alles möglich, aber leicht überdreht, wie eine Persiflage auf guten Pop, die dann zu noch besserem Pop wird. Was hier das Bild direkt torpediert, sind die vereinzelt abrupt einsetzenden Glitches, die blitzartigen Electro-Spielereien, mit denen die Band gleich zeigt, dass sie das Spiel beherrscht und nach ihren Regeln umdeutet. Damit, dass die Band mit Shreds die Schönheit unterbricht, streicht sie diese nämlich nur umso deutlicher heraus.
Und weil so ein Böller nur einmal zündet, konzentriert sich die Band in der Folge auf das, was sie kann: schöne Popsongs, große Gesten, alle Gefühle und musikalisches Können. Vom erhebenden Pop bis zur Ballade deckt die Band die Palette ab, begleitet von einem eher hohen Gesang, der sich annähernd mit dem von Thom Yorke vergleichen lässt. Im Grunde basiert hier alles auf Rockmusik, doch tritt die zumeist hinter einem synthetischen Weichzeichner zurück, indes nicht ausschließlich. Der Bass tritt häufig ungewöhnlich weit hervor, und dann mit einem satten Groove. Zudem erweitert die Band das Instrumentarium um untypische Klangerzeuger: Synthies und das Piano läuft regelmäßig mit, „Prism“ endet mit einem Trompetensolo (und einem Fadeout!), das ganze Album und also der letzte Song „Bless“ gipfeln im großen Besteck mit Drama-Streichern.
Sucht man Analogien, findet man Ansätze von Air in der Behutsamkeit des Pop, in der Dynamik aus Elektronik und Rock den melancholischen Groove von Spleen United, die Flaming Lips und Radiohead lassen sich ja ohnehin herausfiltern. In dieser Kombi und mit der eigenen Erweiterung erschaffen Electric Litany indes einen eigenen Ansatz.
Und das nicht zum ersten Mal: 2011 debütierten die Londoner mit „How To Be A Child & Win The War“, nach „Enduring Days You Will Overcome“ 2014 erschien 2019 das bis dato letzte Album „Under A Common Sky“, 2022 noch die „Sonder“-EP. Die Info zum Album ist bei Bandcamp übrigens auf Griechisch, was nicht mehr verwundert, sobald man die Namen der Musiker liest: Alexandros Miaris als Sänger, Gitarrist und Pianospieler scheint der Kopf der Band zu sein, umringt von Schlagzeuger Richard Simic, Keyboarder Jason Tsontilis sowie ehedem noch Alex Deligiannidis und Pavlos Mavromatakis.