Devin Townsend Project – Z² – HDR/Insideout 2014

Von Matthias Bosenick (10.11.2014)

Der Mann mutet dem Fan einiges zu. Nicht nur an Output allgemein, sondern mit diesem Speziellen auch: Das Doppel-Album ist so komprimiert produziert, dass es stresst. In den zwei Stunden Programm lässt er keine Lücken, er fegt über den Hörer hinweg. Zwar wechseln die Tempi, doch bleibt man letztlich völlig außer Atem zurück, weil man glaubt, von einem Soundtsunami überrollt worden zu sein. Dabei fällt es einem schwer, inmitten des Getöses die tatsächlich guten Ideen zu honorieren. Devin trägt im Wortsinne zu dick auf.

„Z²“ ist aufgeteilt in die Alben „Sky Blue“ und „Dark Matters“. Ersteres ist der Nachfolger von „Epicloud“, zweiteres der von „Ziltoid The Omniscient“. Somit ist „Sky Blue“ das sechste Album des Devin Townsend Projects, zu dem erfreulicherweise Anneke van Giersbergen inzwischen fest gehört. Ihre Stimme passt in Devins Kontext besser als in ihren eigenen oder in den von The Gathering, hier kommt sie richtig zur Geltung und ergänzt Devins fabelhaftes Organ vortrefflich. So war es auf „Addicted!“ und auf „Epicloud“, und so ist es auch hier.

Doch ist die Musik hier so fett, dass die Stimmen darin untergehen und sich eher wie ein weiteres Element im dichten Rauschen ausnehmen. Das erinnert an die letzten Alben von Devins Ex-Band Strapping Young Lad, die wegen ihrer Überproduziertheit auch kaum am Stück hörbar waren. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen, denn so versinken auch die guten Ideen, von denen es definitiv massenhaft gibt. Einige Stücke sind angenehm heavy, andere ruppig, viele sehr atmosphärisch, zu viele allerdings auch zu poppig und an Kommerz-Metal erinnernd. Und wie gesagt, alles ist so glattproduziert und von Keyboards angefüllt, dass Heavyness, Ruppigkeit und Atmosphäre zu stark verlorengehen und nahezu identisch klingen. Devin rühmt sich sogar damit, den personenstärksten Chor aufgebracht zu haben, den es jemals auf einem Metal-Album zu hören gab; auch der trägt jedoch eher zum Brei bei. Man fragt sich, was er damit bezweckt; dem gemeinen Fan ist die Musik streckenweise zu mainstreamig, dem Mainstream sicherlich trotzdem zu gewagt.

„Dark Matters“, die Fortsetzung von Devins Comedy-Project „Ziltoid“, fällt insgesamt etwas mehr wie ein Devin-Produkt aus als „Sky Blue“. Das kaffeesüchtige Alien „Ziltoid“ quasselt sich durch eine gewohnt hanebüchene Story, die sicherlich viel Witz hat, wenn man sich darauf einlässt. Wie schon beim Vorgänger ermüden aber die Dialogfetzen, wenn man einfach nur Lust auf die Musik hat; für diesen Fall gibt es eine limitierte Fassung des Albums ohne die Wortbeiträge.

In jedem Fall fühlt man sich überfordert, zum einen von der Produktion, zum anderen von der schieren Menge an Songs. Seit 2008 veröffentlichte der Meister zehn Alben, wenn man die die beiden Demo-Compilations auf „Contain Us“ sowie die Live-Alben nicht mitzählt und die Bonus-CDs von „Epicloud“ und „Casualties Of Cool“ einzeln wertet. Dabei ist der Mann so verschwenderisch, dass er einen der besten Songs der jüngsten Zeit, „Watch You“, tatsächlich auf den Demo-Compilations versteckt. Auf „Z²“ fällt es schwer, auch nach diversen Hördurchgängen Favoriten oder Ohrwürmer auszumachen. Natürlich bleiben einzelne Passagen hängen, und man stellt sich die ketzerische Frage, ob eine Compilation der ausgearbeitetesten Stücke nicht völlig ausgereicht hätte. Man wünscht sich, dass der manisch-depressive Hyperaktive nächstes Mal einen Gang zurückschaltet und wieder mehr, oder zumindest hörbarer, experimentiert. Furzgeräusche gehören nicht dazu.