Der Weg einer Freiheit – Live im Bei Chéz Heinz in Hannover am 8. November 2019

Von Matthias Bosenick (10.11.2019)

Linden, das Braunschweig von Hannover. Der linksalernative Veranstaltungsort mit dem charmanten Namen Bei Chéz Heinz ist dort unter einem Schwimmbad gelegen und bietet entsprechend wenig Kopffreiheit. Bei dem Konzert der Post-Black-Metal-Instanz Der Weg einer Freiheit und den zwei Supportern Praise The Plague und A Secret Revealed staken die Pommesgabeln mithin in der Decke. Und Anlass gab es zuhauf, die ausgestreckten Finger zu recken, aber nicht weniger, sich einfach in der brutalen Ambientmusik fallen zu lassen.

Die flache Location hatte den weiteren Umstand zu Folge, dass der Sound nach hinten hin diffuser und flacher wurde. Man war also gut daran geraten, so weit vorn wie möglich zu stehen; zu sehen bekam man die Musiker dort aber auch nur sporadisch, wenn die Langhaarigen vor einem vielleicht zu den Blastbeats ihre Matte rotieren ließen. Black Metal ist nun nicht gerade das harte Genre, das zu Mitsingorgien oder Tanzstunden einlädt; überraschend ist dann, zu erleben, wie um einen herum die Leute textsicher mitskandierten und jedes Break auswendig mitgehen. Ebenso überraschend ist, wie viele Leute aus dem Publikum die stilleren Passagen rücksichtslos zuquatschen oder für die Hintenstehenden auf ihr Smartphonedisplay übertragen, aber so ist das wohl in der Moderne.

Die Musik von Der Weg einer Freiheit ist präzise, jedes Break sitzt akkurat und jeder Stimmungswechsel wirkt logisch, nicht willkürlich, aber auch nicht zwingend vorhersehbar, weil Genreklischees folgend. Mit ihrer rasenden Brutalität erzeugen die Würzburger den für den Black Metal typischen Ambient, in den man sich guten Gewissens fallen lassen kann, ohne Böses befürchten zu müssen, denn böse sind diese Metaleruptionen eben nicht.

Zu Recht feierte das Publikum die Band, und zu ebenjenem Recht auch die Supporter. Den Auftakt machten Praise The Plague aus Berlin, die ihren Black Metal um die Komponente Doom erweiterten und entsprechend entschleunigten. Mehr Postrock und sogar Anleihen an klassischen Gothic Rock wie von den Fields Of The Nephilim und also Progrock wie von Pink Floyd wagten die Würzburger A Secret Revealed und kreierten damit ebenfalls einen Black Metal, der sich nicht nur zum Moshen, sondern auch zum Fallenlassen und Zuhören empfahl.

Eine runde Sache – für gerade mal 22 Euro. Ebenfalls günstig gestalteten sich die Preise für die hochwertigen T-Shirts: 15 Euro für ein Leibchen des Headliners in Kombination mit dem niedrigen Eintrittspreis strafen markttypische Trends Lügen. An der hervorragenden Location unter dem Fössebad allein kann es nicht liegen, in Braunschweig und Wolfsburg verlangten Der Weg einer Freiheit nicht mehr Geld von ihren Fans. Da können so manche andere Veranstalter mal einen Blick drauf riskieren.

Seit 15 Jahren nicht im Bei Chéz Heinz gewesen, damals bei Les Hommes Qui Wear Espandrillos. Sträflich! #heinzmussbleiben