Von
Matthias Bosenick (10.11.2019)
Linden, das Braunschweig
von Hannover. Der linksalernative Veranstaltungsort mit dem
charmanten Namen Bei Chéz Heinz ist dort unter einem Schwimmbad
gelegen und bietet entsprechend wenig Kopffreiheit. Bei dem Konzert
der Post-Black-Metal-Instanz Der Weg einer Freiheit und den zwei
Supportern Praise The Plague und A Secret Revealed staken die
Pommesgabeln mithin in der Decke. Und Anlass gab es zuhauf, die
ausgestreckten Finger zu recken, aber nicht weniger, sich einfach in
der brutalen Ambientmusik fallen zu lassen.
Die
flache Location hatte den weiteren Umstand zu Folge, dass der Sound
nach hinten hin diffuser und flacher wurde. Man war also gut daran
geraten, so weit vorn wie möglich zu stehen; zu sehen bekam man die
Musiker dort aber auch nur sporadisch, wenn die Langhaarigen vor
einem vielleicht zu den Blastbeats ihre Matte rotieren ließen. Black
Metal ist nun nicht gerade das harte Genre, das zu Mitsingorgien oder
Tanzstunden einlädt; überraschend ist dann, zu erleben, wie um
einen herum die Leute textsicher mitskandierten und jedes Break
auswendig mitgehen. Ebenso überraschend ist, wie viele Leute aus dem
Publikum die stilleren Passagen rücksichtslos zuquatschen oder für
die Hintenstehenden auf ihr Smartphonedisplay übertragen, aber so
ist das wohl in der Moderne.
Die Musik von Der Weg einer
Freiheit ist präzise, jedes Break sitzt akkurat und jeder
Stimmungswechsel wirkt logisch, nicht willkürlich, aber auch nicht
zwingend vorhersehbar, weil Genreklischees folgend. Mit ihrer
rasenden Brutalität erzeugen die Würzburger den für den Black
Metal typischen Ambient, in den man sich guten Gewissens fallen
lassen kann, ohne Böses befürchten zu müssen, denn böse sind
diese Metaleruptionen eben nicht.
Zu Recht feierte das
Publikum die Band, und zu ebenjenem Recht auch die Supporter. Den
Auftakt machten Praise The Plague aus Berlin, die ihren Black Metal
um die Komponente Doom erweiterten und entsprechend entschleunigten.
Mehr Postrock und sogar Anleihen an klassischen Gothic Rock wie von
den Fields Of The Nephilim und also Progrock wie von Pink Floyd
wagten die Würzburger A Secret Revealed und kreierten damit
ebenfalls einen Black Metal, der sich nicht nur zum Moshen, sondern
auch zum Fallenlassen und Zuhören empfahl.
Eine runde
Sache – für gerade mal 22 Euro. Ebenfalls günstig gestalteten
sich die Preise für die hochwertigen T-Shirts: 15 Euro für ein
Leibchen des Headliners in Kombination mit dem niedrigen
Eintrittspreis strafen markttypische Trends Lügen. An der
hervorragenden Location unter dem Fössebad allein kann es nicht
liegen, in Braunschweig und Wolfsburg verlangten Der Weg einer
Freiheit nicht mehr Geld von ihren Fans. Da können so manche andere
Veranstalter mal einen Blick drauf riskieren.
Seit 15
Jahren nicht im Bei Chéz Heinz gewesen, damals bei Les Hommes Qui
Wear Espandrillos. Sträflich! #heinzmussbleiben