Von Matthias Bosenick (08.08.2018)
Deac Cross machen es dem Googelndem nicht einfach: Das Debüt-Album und die vorliegende Folge-EP tragen den Bandnamen als Titel. Da kommt sogar Amazon durcheinander. Vier neue Tracks gibt’s als 10“ von dieser Hardcore-Supergroup, die alles andere als so genannt werden will, also Supergroup, nicht Hardcore; das lieber als Metal, trotz Dave Lombardo an den Drums: zwei Studio-Songs und zwei Remixe. Ein brutal kurzweiliger, aber viel zu teurer Spaß, teilweise mit überraschendem EBM-Sound.
Mit den beiden neuen Stücken „Skin Of A Redneck“ und „My Perfect Prisoner“ setzt das Quartett fort, womit es auch dem 2017er-Album schon so angenehm punktete: Verschnörkelter Hardcore mit unerwarteten Richtungswechseln und trotzdem akkurat mitten hinein ins Antlitz. Bei dem komplexen Lärm, den die vier Herren veranstalten, ist es naturgemäß schwierig, aus dem Stegreif so etwas wie Hooks herauszuhören; trotz (oder gerade wegen) ausbleibender Singalongs bleibt das nachhaltige Gefühl, hochgradig gute Musik im Ohr zu haben.
Da ist es konsequent, wenn sich die Band überhaupt remixen lässt, was in dem Genre nicht gerade üblich ist, aber da hält man sich offenbar zum übergreifenden Experiment angehalten. Und das gelingt auch noch. Für den heimlichen Album-Hit „Shillelagh“ verpflichtete Dead Cross jemanden namens Panicker, Eigenschreibweise: PANICKER. Dabei handelt es sich um das dunkle EBM-Projekt von Brent Asbury, vor 20 Jahren Mitglied bei einer Band namens Sterling Silver. Sein Ansinnen ist es, die elektronische Kühle von EBM und Industrial im Geiste des verranzten Punk umzusetzen. Und genau so klingt sein Remix auch, dynamisch, aggressiv, im Midtempo kopfnickbar und wie eine Atari-Teenage-Riot-Version von Nitzer Ebb.
Mit Planet B als Remixer von „Church Of The Motherfuckers“ wilderte man in den eigenen Reihen: Das Projekt besteht aus Justin Pearson und Luke Henshaw. Aufmerksame Creditleser wissen, dass Pearson bei Dead Cross den Bass bedient. Henshaw hingegen veröffentlichte diverse Musik mit Gabe Serbian, dem ursprünglichen Sänger von Dead Cross, als dessen Ersatz man noch vor dem Debüt Mike Patton ins Boot holte (außerdem war er unter anderem Mitglied bei dem italienischen Math-Freejazzern Zu, die ein Album auf Pattons Label Ipecac herausbrachten – bleibt alles in der Familie). Auch dieses Duo kreiert elektronische Musik mit Hardcore-Hintergrund und zaubert einen dreckigen Remix, der die experimentelle Attitüde von Dead Cross aufgreift und mit Beats unterfüttert, die nicht nach Clubmusik schreien. Electro-Hardcore, ebenfalls nicht mit Tempo auf Effekt abzielend, sondern schleppend brutal.
Das Vinyl ist bunt gemustert, in Sumpfgrün und Schwarz. Ein Downloadcode liegt bei. Die Tracks sind auch separat als Download erhältlich sowie auf Streamingportalen verfügbar.