Von Matthias Bosenick (11.10.2021)
Der Nachwuchs schläft nicht! Mit Cuprion aus Berlin (und eigentlich überhaupt gar nicht aus Berlin) macht eine junge Band seit zwei Jahren das Beste aus dem Umstand, dass es gefühlt alles schon gibt: Sie mixt dieses Alles einfach zu etwas Eigenem. Einflüsse lassen sich aus Djent, Progmetal, NuMetal, Mathcore, Metalcore und Ambient heraushören, und aus diesen und weiteren Quellen schöpfen Cuprion ihre eigene Energie. Zudem transportieren sie damit Inhalte, die sich nicht zuletzt aus der Zusammensetzung ihrer vier Bandmitglieder ergeben. Zunächst gibt es nur zwei Songs, aktuell davon ist die Single „Social“ – ein Album wäre mindestens ratsam!
„MKIV“, die erste Single aus dem vergangenen Jahr, beginnt mit etwas, das man im Metal klassischerweise eher nicht erwartet: Ambient. Ein langes Intro leitet über in einen wuchtigen Metalbrocken, der zunächst musikalisch an System Of A Down erinnert und gesanglich an Korn oder Deftones. Weil die vier aber auch an Meshuggah ihren Gefallen finden, verschachteln sie den Track nach einer Weile, kippen ihn in Richtung Progressive Metal und beginnen plötzlich damit, chillig zu gniedeln, bevor sie wieder die Keule auspacken. Was für eine Dynamik!
Für „Social“, die aktuelle Single, schließen die vier dann zunächst ihr neues Studioequipment an und lassen diesen neuen Track moduliert wie ein Technostück einfaden, bevor sie einmal mehr ihrer Vorliebe für Meshuggah nachgehen. Mit unvorhersehbaren Nackenbrecherbreaks behalten Cuprion diese Schiene nahezu durchgehend bei, kurz vor Schluss lassen sie einen ruhigen Part zu, den man sich so auch ganz gut bei den früheren Tool vorstellen könnte. Damit ist „Social“ weniger progressiv als „MKIV“, aber dafür eben aufgrund seiner Riffigkeit härter.
Berlin nun also ist eher zufällig die Heimat dieses Quartetts, denn die vier Musiker kamen aus ganz anderen Weltgegenden und aus unterschiedlichen Beweggründen nach Deutschland, aus Frankreich, Schweden, dem Iran und Israel nämlich; nicht einmal aus Ländern mit Englisch als Muttersprache also, der Sprache, in der die Texte gehalten sind. Nicht allein der Metal von Cuprion ist somit spannungsgeladen, auch die Bandzusammensetzung, denn selbst stellen sie fest, dass sie damit „sozio-politische Grenzen niederreißen, solche wie den israelisch-iranischen Konflikt“, und aus dieser grenzenlosen Freundschaft einen Raum kreieren, „in dem Musik die gemeinsame Sprache ist“. Kann man nur feiern.
Über die vier Musiker selbst erfährt man indes eher wenig, höchstens, wenn man deren Instagram-Accounts folgt: Schlagzeuger ist Altaïr Chagué (@altchag), Sänger Jonny Lazzeri (@jonnylazzeri), Gitarrist Ashkan Olfati (@ashkanolfati) und Bassist Ollie Ivarsson (@ollieguacamolie). Leider gibt es die beiden Songs bis dato offenbar lediglich digital, darunter auch mit Video, doch sollten die vier auch längerfristig zusammenarbeiten, ergibt sich daraus hoffentlich bald ein Tonträger. Die Zeichen stehen gut! Songs müssen sie jedenfalls noch einige mehr in petto haben, denn schließlich spielen sie längst live.
cuprionband.com