Von Matthias Bosenick (19.12.2024)
Die kommen echt ohne Bass aus?! Bei BTK (Bind Torture Kill) aus Lyon handelt es sich um ein Trio aus Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger, mehr nicht, und wenn man die Mucke auf dem dritten Album „Sauvagerie“ hört, mag man das nicht glauben. Das hier geht nicht einfach in Richtung Metal, da steckt ganz viel Irgendwas-core drin, das ist fettestens auf die Zwölf, und zwar mit Gebrüll und einem Druck, für den das Trio zu technischen Kniffen griff.
Neun Tracks, zumeist in radiotauglichen Längen, aber keineswegs in radiotauglichem Sound: „Sauvagerie“ brüllt einen an, sobald man es auflegt. Die Drums poltern, preschen, galoppieren, die Stimme brüllt, growlt, schreit und die Gitarre – übernimmt es, die Tiefen eines fehlenden Basses auszuloten und gleichzeitig zu schreddern, was das Zeug hält. Der Trick dabei sieht so aus, dass der Gitarrist seine Sounds durch gleich vier Amps jagt, von denen einer ein Bass-Amp ist. Der zweite Trick ist, dass das Schlagzeug so gut wie gar keine Lücken lässt und man also keine Gelegenheit hat, eine Ebene zu vermissen, und wenn doch, brüllt da eben noch der Sänger drüber.
Damit man als Hörender keinen Pfropfen auf die Ohren bekommt, versehen BTK ihr Gebrüll mit Strukturen. „Cadavres“ etwa fadet mit beinahe experimentellen Soundscapes aus, „En tombe“ ist ein doomiger Death-Thrash-Kopfnicker, in vielen Tracks wechselt das Tempo von Thrash auf Hardcore und zurück, also von wuchtigem Hüpfmetal zu Speedpunk. Der finale Track „Cul de jatte“ stellt alles auf den Kopf: Der Sound ist zunächst beinahe klar, das Tempo entschleunigt, der Song hat etwas von Doom kombiniert mit Hardcore, groovt wie Sau und ist auch noch über sechs Minuten lang. Episch!
Seit 2010 existiert diese Band und fand sich 2015 nach diversen Besetzungswechseln als Trio wieder, als das sie auf die genannten Techniktricks zurückgriff, um den Blast zu generieren. Eine EP und zwei Alben bereiteten den Weg für „Sauvagerie“, auf den der Gitarrist erstmals mit vier Amps arbeitet. Yann Alexandre ist der Mann an den Saiten, der auf dem Schlagzeugschemel ist Benjamin Garçon und der am Mikro Olivier Alexandre. „B.T.K. – Bind. Torture. Kill.“ ist übrigens der Name, den sich der US-amerikanische Serienmörder Dennis Rader selbst gab; das lässt eine Ahnung von den auf Französisch vorgetragenen Themen der Band zu.