Bruecken – Years That Answer – Moment Of Collapse Records 2026

Von Matthias Bosenick (30.12.2025)

Ja, „Years That Answer“ trägt einige typische Aspekte von Post-Rock, die Eigen-Einteilung des Oldenburger Instrumental-Quintetts Bruecken trifft da grundsätzlich zu. Nur wissen auch Bruecken, dass dieses Genre allmählich so seine Abnutzungserscheinungen aufweist, und bringen es daher mit veränderter Rezeptur dar: mehr Metal, mehr Gravitation, mehr Bodenhaftung mithin, die der entrückten, emotionalen Schwerelosigkeit dieses Genres das nötige Gegengewicht verleiht. So hört man doch gern wieder hin.

Die Band gibt an, der Welt in diesen Zeiten etwas Hoffnungsvolles entgegenzubringen, also auf Jahre, die Fragen stellen, Jahre, die Antworten geben, folgen zu lassen, und das hört man der Musik auch an. Zwar liegt ja dem Post-Rock grundsätzlich nicht selten eine abgedunkelte Schwermut inne und ist auch der von Bruecken nicht frei davon, doch haben auch die fünf aus Oldenburg in Oldenburg ein Händchen dafür, auch das Motivierende per Gitarre auszudrücken. So tiriliert und jubiliert so manche Sequenz, dass man nach dem Himmel greifen möchte, und ist doch froh, dass die Band bei solcher Darreichungsform nicht verharrt.

Es beginnt schon mit dem Bass, um mal irgendwo anzufangen, der nicht selten einen dem üblichen Wohlklang des Post-Rock eher fremden Fuzz einbringt. Da staunt man dann sehr, wenn so manches Intro plötzlich eine unerwartete Rauhheit bekommt. Das Schlagzeug hat einen voluminösen Sound, eine Wucht, der man die Hardcore-Vergangenheit der Bruecken-Jungs noch anhört. Und mit Gitarren kann man eben nicht nur schöne, flirrende, träumerische Atmosphären erzeugen, sondern auch Metal, Riffs, Breaks, Mosh. Was die fünf ebenso dabeihaben, ist ein Synthie, den sie zweckdienlich und – bis auf ganz, ganz am Schluss – kitschfrei einsetzen. Zu diesem Schluss weichen Bruecken überdies sogar vom Instrumentalen ab, und wie schön gerät dies.

Diese ganzen Anteile ordnen Bruecken auf zwei Arten an: Wahlweise im Wechsel mit den klassischen Post-Rock-Strukturen innerhalb eines Tracks, der dann zwangsweise zumeist dem Laut-Leise-Schema folgt, oder gleichzeitig, indem etwa eine emotional mitreißende Passage und ein Bratzbrett miteinander stattfinden und der typische Sound des Genres somit eine Neuausrichtung erfährt. Findige Promoter würden angesichts teils ausufernder Tracklängen sicherlich auch gern die Bezeichnung Progrock fallen lassen, da die Tracks eben vielseitig und schachtelig sind, aber hey, diese vielgenutzte Schublade lassen wir einfach mal geschlossen.

„Years That Answer“ ist das dritte Album von Bruecken in zehn Jahren, es folgt auf „Innere Unruhen“ (2022) und „Schall und Raum“ (2019) sowie die EP „EP“, die 2017 erschien. Gitarrist ist Thorge Freidel, der gelegentlich auch seine Stimme erhebt, die zweite Gitarre bedient David Barteczko. Schlagzeuger Florian Alemi ist erst seit 2019 dabei, Bernd Frikke erweitert das ursprüngliche Quartett als neuer fünfter Mann mit dem Schwerpunk Synthesizer erst seit 2023. Der Einstieg von Bassist Jens Niehoff markiert zudem einen Schicksalsschlag, den die damals noch junge Band zu tragen hatte: 2017 verstarb Sänger und Bassist Jan Wiethölter.