Von Matthias Bosenick (20.02.2014)
Es ist nicht ganz so einfach mit dem jungen Quartett Booze Control. Die Braunschweiger lassen die Mittachziger-Variante der NWoBHM stilecht aufleben, allerdings so traditionell, dass es fast überflüssig ist. Sie sind technisch perfekt, die Songs sind authentisch, die Mähne schüttelt sich wie von allein, aber: Es kommt wenig Originalität dabei herum, geschweige denn – trotz des humorigen Alkohol-Themas – so etwas wie Ironie. Live wiederum ist es vermutlich die pure Partymucke.
Die Musik ist druckvoll, dicht komponiert, messerscharf gespielt, die Band punktet mit der erprobten Kraft der zwei Gitarren und einem Sänger, der mit seiner hohen Stimme exakt in den Nostalgie-Sound passt. Übers Trinken sinnieren die vier in Songs wie „Night Of The Drinking Dead” und „We Are The Booze”, den Rest der Titel nehmen Metal-Standards wie „Thunder Child“, „Hellspawn“ oder „Powertrain“ ein. Tja: Es ist beim besten Willen nicht einfach, darin den Unterschied auszumachen zwischen absoluter ernsthafter Kopie und augenzwinkernder Ironie. Vermutlich ist diese Musik aber von Natur aus für Subtilität nicht gemacht und Booze Control fügen sich diesem Diktat.
Es gibt eine weitere Schwierigkeit. Das Album kann man sich zwar locker anhören, doch erinnert jeder Ton an Bands wie Iron Maiden, Saxon und Judas Priest. Je nun: Alben dieser Bands hat man als Fan dieser Musik bereits im Regal stehen. Wer so etwas hören will, ist seit 30 Jahren bestens bedient. Booze Control fügen dem nichts Neues, Eigenes oder Artfremdes hinzu – sie bleiben bis über die Grenze des Obsoleten der NWoBHM sklavisch treu. Das setzt sich auch auf dem gemalten Cover fort, das mit einem an Iron Maiden gelehnten Schriftzug daherkommt und einen Schwerbewaffneten im Angesicht eines Killerroboters zeigt. Von einem Album-Titel wie „Heavy Metal“ einmal ganz zu schweigen.
Wenn man das Album hört, kann man sich allerdings sehr gut vorstellen, die Band live abzufeiern. Sie ist erreichbarer als die Originale und punktet damit, keine Cover-Band zu sein, sondern den alten Geist mit authentischen Eigenkompositionen zu beschwören. Imaginiert man sich selbst zu diesem Sound vor eine Bühne, denkt sich das Unterbewusstsein dazu automatisch einen Bierbecher in die Hand. Insofern: Mission erfüllt.
Das Album ist zu bestellen auf der Homepage der Band, ebenso der Vorgänger „Don’t Touch While Running“. Die erste EP „Wanted“ bietet die Band als Download an.