Von Guido Dörheide (08.03.2025)
Bob Mould, Gründer und Absolvent der Hüsker-Dü-Schüle, bringt mit stoischer Repetition alle paar Jahre mal ein Album auf den Markt, das zu hören sich wahrhaft lohnt. So auch „Here We Go Crazy“, das nicht durch das Coverartwork besticht, aber gleich mit den ersten Takten deutlich macht, dass wir es hier mit einem neuen Album des Hüsker-Dü-Frontmanns (natürlich ist Mould nicht wirklich der Frontmann, da er sich diese Rolle mit dem 2017 viel zu früh an einer Krebserkrankung verstorbenen Grant Hart teilte) und -Gitarristen Bob Mould zu tun bekommen werden.
Beim das Album eröffnenden Titelstück wird niemand verrückt werden, Mould eröffnet das Album klassisch und niemanden verletzend – sanfte Elektrikgitarren, Mould-typische Melodien und seine immer wiederzuerkennende nasale Stimme machen das Stück aus, und mit Song 2 („Neanderthal“) legt das Album dann so richtig los:
Das Schlagzeug hämmert, die Gitarre klirrt und Mould singt, als wären Hüsker Dü und Moulds wunderbar großartige Nachfolgecombo Sugar nicht bereits Geschichte, sondern immer noch präsent. Danach könnte er das sprichwörtliche Telefonbuch von St. Paul, Minnesota, vorsingen und ich würde es lieben. Und das tue ich auch: „Breathing Room“ ist ein zwar ruhiges, aber dennoch krachiges Stück – sowas beherrscht Mould wie Sau und seine Stimme ist ein Wahnsinnsteil, das man mal gehört haben sollte, also hören Sie, liebe potentielle Lesende, hier gerne mal selber rein, auf Stück Nummer Drei, „Breathing Room“, um sich ein eigenes Bild von Moulds Stimme, Gesangstechnik und Songwritingfähigkeiten zu machen.
„Hard To Get“ ist stimmlich ebenso großartig wie der Vorgängersong, das Stück ist schneller, aber nicht weniger melodiös als „Breathing Room“. Das kann Mould: Härte, die niemals wehtut, kombiniert mit großartigen Melodien und dieser einzigartigen Stimme. Auf „When Your Heart Is Broken“ macht er das deutlich.
Und so geht es auf dem gesamten Album weiter: Die Gitarren begeistern, die Melodien verzücken, Moulds Stimme ist unverkennbar.
Grant Hart ist verstorben, Greg Norton hat vom Bassismus zur Kulinarik gewechselt und Bob Mould hält die Fahne weiter hoch, die die drei großartigen Musiker des Mittleren Westens durch Hüsker Dü begründet haben und die Mould mit Sugar weitergetragen hat.
Liebe Jugend, hört Hüsker Dü und lernt, es richtig auszusprechen. Amerikanisch nämlich.