BlackHoleSurfers – Downward Spiral / Вниз по спирали – Black Hole Surfers 2024

Von Matthias Bosenick (06.11.2024)

Unter ständiger Veränderung finden sich die Black Hole Surfers: Auf ihrem neuen Album mit dem Nine-Inch-Nails-Gedächtnis-Titel „Downward Spiral / Вниз по спирали“ verzichtet die Band aus Nischni Nowgorod (Нижний Новгород) auf die Leerzeichen im Namen und beginnt zudem, ihre psychedelische Rockmusik mit elektronischen Mitteln ins Tanzbare zu überführen. Aber keine Angst, wer mit Mucke ins All driften möchte, ist auch mit diesem kaum halbstündigen Album bestens bedient. Nach Abwärtsspirale klingt die Musik hier übrigens mitnichten, eher im Gegenteil.

Man reibt sich ungläubig die Ohren: Das Intro „Outside / Извне“ liefert fast zwei Minuten Techno-Trance beinahe rein elektronischer Art, mit einem rasant auf den Hi-Hats zischelnden Schlagzeuger. Mehr Rockinstrumentarium gesellt sich ab dem zweiten Song „New Way / Новый путь“ hinzu, einem amtlichen Popsong, mit Synthies, leicht melancholisch grundiert. Den Text entliehen die Black Hole Surfers der 2015 aufgelösten Band Polska Radio One aus Jekaterinburg. Das Titelstück „Downward Spiral / Вниз по спирали“ fährt die Elektronik zurück, es geht reichlich psychedelisch, äußerst rasant und mit viel Hall ab in den Kosmos. „In Our Hands / В наших руках“ basiert wieder auf einem tanzbaren Beat, angelehnt an „Desposito“, zu dem die Silbermaschinen auf Hochtouren laufen und der Popappeal geschmeidigen Wohlklang in die Psychedelik mengt.

Die jüngste Single „Minute / Минута“ kombiniert einen handgespielten Technorhythmus mit flirrenden Synthiemelodien, aus dem ein sphärischer, treibender Rockpopsong wird. Der erste und einzige Bruch ist an vorletzter Stelle mit der Single „Abyss / Бездна“ auszumachen: Das Stück entspricht am ehesten dem Bild von psychedelischem Shoegaze, das man mit den Black Hole Surfers verbindet. Viel Hall, viel Echo, weniger Licht, die Band ruht sich zunächst aus, bleibt dabei kraftvoll und versinkt alsbald in einem kuscheligen, tanzbaren Meer aus Noise. Zurück zum Dancefloor führt der Rauswerfer „Deep Gaze / Глубокий взгляд“. Der Track bettet das Noisige in das Trancige ein, kombiniert einmal mehr U2-Gitarren mit Achtziger-Synthie-Flächen zu tanzbaren Beats und Shoegaze.

Was für eine Mischung, was für ein Album! Die Kombi aus Disco und Rock’n’Roll erinnert grundsätzlich an Bands wie sagen wir !!!, Chic, LCD Soundsystem oder Spleen United, doch klingen die BlackHoleSurfers hier komplett eigen. Tanzbarer Space Rock auf Russisch, voller Energie, spielerisch auf der Höhe, grandios.

Kopf der Band ist Multiinstrumentalist Vova Sokolow, der Gitarre, Synthies, Programmierungen, Gesang und zumeist den Bass übernimmt. Zweimal vertritt ihn da Kostya Korolev, das zappelige Schlagzeug spielt Misha Skryabin. Als weitere Beitragende sind Nastya Smorodinova am iPhone 13pro und Lesha Petrov mit „coffee drips“ aufgeführt; die Aufnahmen im Studio müssen so viel Spaß gemacht haben, wie das Anhören des Albums.