Von Matthias Bosenick (06.10.2013)
Die zehnte Ausgabe des jährlich herausgegebenen „Satire und Slam Poetry“-Magazins in Buchform überrascht mit einer Konzeptanpassung: Trugen sonst unzählige Verfasser je einen Beitrag bei, beschränken sich die Herausgeber dieses Mal auf eine Autorenauswahl, bringen aber von jedem mehr Texte. Das hat vielleicht die Nachteile, dass die Vielfalt reduziert wird und dass Anfänger nicht berücksichtigt sind, hat aber auch ganz eindeutig den Vorteil, dass die Qualität mächtig gestiegen ist. Die Nummer zehn macht deutlich mehr Spaß zu lesen als noch die Nummer neun.
Nur elf Autoren sind dieses Mal dabei, die meisten alte Vertraute im Punchliner. Weniger abwechslungsreich ist das Magazin deswegen aber nicht. Zwar lassen sich bei manchen Autoren gewisse Stil- und Themen-Schwerpunkte ausmachen, doch sind andere darunter, die in mehreren Gewässern zu fischen in der Lage sind. So schreibt Sabrina Schauer offenbar gerne über unerquicklichen Sex und Heiko Werning über Berlin. Lasse Samström treibt solche Spoonerismen auf die Spitze, die in den 90ern bei „RTL Samstag Nacht“ als „Kentucky schreit ficken“ berühmt wurden, indem er seine kompletten Texte aus Wortverdrehern verfasst, was zunächst veraltet und ermüdend erscheint, irgendwann aber in Lachexplosionen mündet – „der abendgang des unterlandes“. Lisa Heissenberg denkt sich in unterschiedlichste Diskussionen hinein und erarbeitet großartige Erörterungen. André Herrmann ist angenehm psychedelisch surreal, auch Helge Goldschläger kann so sein, steuert aber auch, ebenso wie Torsten Wolff, ursprünglichen Poetry-Slam-Rap bei. Von Herrmann gibt es überdies kein Buch; gedruckte Texte von ihm sind also vornehmlich im Punchliner zu finden. Michael Jacob ist mal der übertreibende Satiriker und mal der melancholische Innenbetrachter. Heimvorteil genießen Dominik Bartels mit seiner angriffslustigen Satire, Axel Klingenberg, dieses Mal nicht Punchliner-Redaktionmitglied, mit ätzenden und humorvollen Ansichten und Punchliner-Redaktionmitglied Marcel Pollex mit seiner typischen Mixtur aus Populärkultur und Absurdität.
Wie auch beim Poetry Slam heutzutage grenzen manche Beiträge an (Stand-Up-)Comedy, das sind aber gottlob die wenigsten. Beim zehnten Punchliner hat man weniger den Eindruck von einem wirren Sammelsurium als den, es tatsächlich mit einem klassischen „guten Buch“ zu tun zu haben. Es macht sogar Spaß, es zweimal direkt hintereinander zu lesen.