Von Matthias Bosenick (20.11.2025)
Da formiert sich eigens eine Supergroup aus drei dänischen Musikern, um dem alten Kumpel Krautrock neues Leben einzuhauchen: Autometer nennt sich die Band, die mit „Format“ acht titellose instrumentale Tracks auf Basis des genannten Genres erstellt. Lediglich auf Basis: Obschon man die Grundzüge von Krautrock wiederfindet, wäre diese Zusammenkunft ja überflüssig, öffneten die Musiker nicht noch viele weitere Fenster, durch die sie vielfältige Ideen ins Studio fließen ließen. Und wegen Supergroup: Die Bands Kashmir, Bisse, Svin und Wash Your Dirty Money With My Art sind hier unter anderem vertreten.
Der stoische Beat, klar, der ist omnipräsent, die Wiederholung ist somit schon mal als Grundstruktur angelegt. So groovt das Trio sich und die Hörerschaft wundervoll in Trance. Klaus Dinger und Jaki Liebezeit schweben über den Wassern, und auch wenn die Tracks zur hypnotischen Kontemplation geeignet sind, legen manche von ihnen ein unerwartet hohes Tempo unter die mit Gitarre und Bass generierten Landschaften.
Kontemplation und Meditation schön und gut, doch spürt man der Band an, dass sie bei aller gebotenen Psychedelik eine gewisse Schwermut mitschwingen lässt. Das verleiht dieser Art Krautrock einen starken Wave-Anstrich, vergleichbar ungefähr mit Transmission, dem Postrock-Projekt mit Leuten von Killing Joke und anderen englischen Musikern, die diese Vorstellung von Kraut auf eine trippige, wavige Art umsetzten. Der Beat von „A5“ etwa könnte aus den Anfangszeiten von The Cure stammen.
Gleichwohl behalten sich Autometer vor, verspielt an die Sache heranzugehen, ohne dass dies die Melancholie durchkreuzen würde; jenes „A5“ hat eine Surf-Gitarre, die in „A4“ klingt eher karibisch, dafür kombiniert mit einem groovy Tastenklimpern. „A6“ entwickelt gar einen sich energetisch steigernden Northern-Soul-Groove. „Der karibische Western“ von Die Haut schießt sich hier nicht selten ein, mit ganz viel Hall auf der Gitarre. Und wenn dann „A7“ mittendrin in eine Synthie-Ambient-Richtung geht, fällt man aus allen Wolken. Dafür lässt „A8“ das Album mit einem unerwarteten Noise enden.
„Format“ entstand quasi nebenbei, als drei Freunde regelmäßig miteinander jammten und ihre Vorliebe für den Krautrock auslebten. Für den krautigen Beat ist hier Asger Engholm Techau verantwortlich, der ansonsten bei Kashmir trommelt. Und bei Nymalet, Kúlu und weiteren Projekten. Noch mehr eingespannt ist Gitarrist Lars Bech Pilgaard, nämlich vorrangig bei Svin und diversen Bisse-Seitenarmen sowie bei Klimaforandringer und vielen weiteren, von denen The Wøøøh den schönsten Namen trägt. Bassist Michael Vitus ist das noch am wenigsten beschriebene Blatt bisher: Das musizierende Kunst-Duo Wash Your Dirty Money With My Art und und die Barock-Rocker Mother Lewinsky stehen in seiner Vita.
