Von Matthias Bosenick (16.12.2024)
Tonnenschwer dringt „Goldader“, das Quasi-Debüt-Album der Kölner Instrumental-Stoner-Band Astral Kompakt, aus den Lautsprechern. Kiffen macht ganz schön heavy, scheint es – das Trio nimmt die Eigenschaft der Steine im Genrebegriff Stoner wörtlich und schiebt massive Massive vor sich her. Die umso gewaltiger wirken, je mehr fein ausgearbeitete Passagen die drei dazwischenschieben. Nur drei Musiker, einmal mehr ringt einem der Umstand der reduzierten Besetzung ein anerkennendes Kopfnicken ab – zusätzlich zu dem, das man ohnehin zur Musik an den Tag legt.
Die Riffs zwingen den Kopf einfach nieder, auch wenn man sich dagegenstemmt. Dieses Dagegenstemmen erfolgt wie automatisch, man kann einfach nicht anders, als sein benebeltes Haupt im Takt auf und nieder zu bewegen, und dieser Takt ist so schwer wie die Riffs, eilig hat es das Trio hier nicht, wie auch, es hat ja eine Menge Gewicht zu schleppen. Deshalb braucht es auch diverse Kontemplationsmomente inmitten der Riffwalzen, dann wird die Band filigraner, gelassener, schöpft neuen Atem und legt doch wieder los. Hier wechseln Riffs und Melodien einander ab, wenn’s richtig gewichtig wird, dröhnen die drei auf einzelnen Akkorden herum, in der Vorstufe dazu mogeln sich auch loopartige Melodiezirkel in die Geröllhalde ein.
Das ist der große Gewinn dieses Albums, dass Astral Kompakt darauf nicht in einem Genre und in einer Gangart verhaftet bleiben. Die stetigen, aber gemächlichen Wechsel halten die Spannung aufrecht, da ist auch mal Platz für ein Solo, und überhaupt kommen die drei Instrumentalisten hörenswert zum Einsatz. Für das nötige Volumen sorgt der Fuzz auf der Gitarre, ein Synthie findet außerdem seinen Weg in den Sound. Wenn man mag, kann man Prog oder Doom als zusätzliche Kategoriebezeichnungen heranziehen.
2017 gründeten Gitarrist Roniel Müller, Schlagzeuger Julian Wolff und Bassist und Keyboarder Marc Faßbender Astral Kompakt und veröffentlichten bereits 2018 ihr erstes Demo. Die 2020 erschienene EP „Obacht“ veröffentlichten Astral Kompakt im vergangenen Jahr um zwei Tracks erweitert neu und jetzt also mit „Goldader“ ihr erstes richtiges Album. Die Titel, auch die der Tracks, erinnern an obskuren Ambient oder an verschrobenen Techno, Marke Dominik Eulberg oder Der dritte Raum. Kann man mal sehen, wie ähnlich sich manche Gepflogenheiten so sind.