Von Matthias Bosenick (10.11.2025)
Im Grunde sortiert sich das Album „Crank“ von Andy Toomey grob im Progrock ein, aber so richtig will es in dieses Genre nicht passen: Electro-Zusätze weitab vom reinen Keyboard-Kleister, technoide Strukturen, Shanty-Charakter und A-cappella-Gesänge erweitern das Spektrum erheblich. Wer nun aber ist überhaupt Andy Toomey? Ein Bassist aus Jacksonville in Florida, der bereits einige Alben veröffentlichte, viel mehr ist über ihn kaum zu erfahren. An diesem Album beteiligt sind außerdem Markus Reuter und Bernhard Wöstheinrich – und die beiden sind ja nun wirklich einigermaßen bekannt.
„Berlin After Dark“ hat zur Eröffnung etwas von Progrock, in der Struktur und der Grundausrichtung, aber noch weit mehr: Die Chöre und die Electro-Spielereien ragen aus der Schublade schon mal heraus, zumal die Electro-Anteile keine reichen Synthieflächen darstellen, sondern eher unbequeme Sounds mitbringen. Was sich in der Single „Crank“ fortsetzt, die einen DAF-Beat mit einem Techno-Track vermengt und dem kuriosen Noise hinzufügt. Das ist alles andere als geschmeidig, und das gerät ausgezeichnet. Um den Bogen weiterzuspannen, verfällt das Team in „Can’t Last“ ein eine Art Gniedel-Shanty.
Also alles nicht so richtig Prog, doch können sie den auch, in einer vom Zierrat befreiten Art: „More“ etwa mit seinem Saxophon klingt nach einer modernen Auffassung von Prog, ungefähr so, wie man ihn von den Norwegern Oak kennen mag. So richtig aus dem Rahmen fallend gerät dann „Disappeared“, das komplett a cappella gehalten ist, mit lediglich leichten Sphären im Hintergrund. Um bis zum Albumschluss für mehr Progrock mit ungewöhnlichen Anteilen die Tür zu öffnen.
Die Aufnahmen zu „Crank“ fanden innerhalb von lediglich zwei Tagen in Berlin statt, lässt die Info wissen, und dies auch noch auf ungewöhnliche Weise, die sogar dazu führte, dass Toomey seine Texte und Melodien spontan beisteuerte. Einmal mit Profis arbeiten, dann kommt bei einer solchen Herangehensweise auch etwas Besonderes heraus. Diese Profis nun sind Markus Reuter und Bernhard Wöstheinrich, die mit Gitarren, Pianos, Synthies, Samplern und unzähligen weiteren Gerätschaften im Studio zugegen waren, sowie Schlagzeuger Shawn Coder und Saxophonist Al Weiss. In der Eigenbeschreibung von Toomey stehen neben seinen musikalischen Aktivitäten auch Superspion, Gehirnchirurg, Autor und antirassistischer Reiseblogger. Das macht „Crank“ irgendwie noch sympathischer.
