Von Matthias Bosenick (26.11.2024)
Da macht der Verlag Kosmos den nächsten Fan zum Autoren. Für Andreas Ruch sind die drei Rewe-Minis der Reihe „Die drei ???“ nicht die ersten Beiträge, lediglich zur regulären Episode brachte er es bisher noch nicht. Die drei Fälle „Rätsel des Flamingos“, „und der Bärenkopf“ und „und die rasende Gier“ decken ungefähr die Eckpunkte ab, die der geneigte Fan seit 1964 (in den USA) und 1968 (in Deutschland) sowie 1979 als Hörspiele so verehrt: Schatzsuchen mit Rätseltexten, Geistererscheinungen, herkömmliche knifflige Kriminalfälle, hier kredenzt mit weiteren vertrauten Versatzstücken. Besonders besonders sind alle drei Büchlein nicht, bieten aber jeweils eine nette Stunde Lektüre.
Die erforderliche Kürze ist Vor- und Nachteil: Die drei Juniordetektive aus Rocky Beach kommen ausnahmsweise mal schnell in den jeweiligen Fall hinein, allerdings auch genau so schnell wieder heraus. Lediglich 64 großbedruckte und im Vergleich zur regulären Reihe verkleinerte Buchseiten stehen Ruch zur Verfügung, man ist flink durch. Für das „Rätsel des Flamingos“ hält mal wieder eine Erbschaft mit einer auf einem Rätseltext basierenden Schatzsuche her, gottlob ausnahmsweise mal nicht in Reimform; Ausgangssituationen wie diese gibt es bei den Drei Fragezeichen unzählige. Ein Buchsammler erbt dieses Mal das Juwel der noch größeren Buchsammlung eines verstorbenen Freundes und muss binnen Tagesfrist die Schnitzeljagd abschließen, ansonsten gilt es als verloren. Maskierte luchsen den Fündigen den Schatz ab, werden aber im Handumdrehen überführt. Der Fall liest sich wie ein üblicher Fragezeichen-Fall, den der Autor quasi entwirrt und in der korrekten Reihenfolge abbildet und ihm so das Spezialgelagerte nimmt. Eine nett falsche Spur liegt indes mit der Täterschaft vor.
Im „Flamingo“ wie in „und der Bärenkopf“ greift zudem ein üblicher Umstand, dass sich nämlich eine als negativ eingeführte Figur als Retter offenbart. Darin wie in der schnörkellosen Geradlinigkeit ähneln sich diese beiden Büchlein sehr. Dieser zweite Band ist zudem eine Teil-Kopie von „und die gefährlichen Fässer“, in dem in einem Indianern heiligen Areal illegal verklappter Giftmüll ein Gewässer verseucht, gelagert in einer Mine; ist ja auch immer schön, so in Höhlen, Schächten, Tunneln unterwegs zu sein, findet Familie Kirrin. Der serientypische, dennoch seltene weibliche Sidekick ist hier eine Studentin mit nicht-amerkanischen Wurzeln. Was auch drin sein muss, ist, dass der analog zu den jüngeren Fällen als unwissender Depp dargestellte Peter sich vor Geistergeschichten fürchtet.
Bleibt „und die rasende Gier“. Dieser Fall ist tatsächlich einer mit Ermittlung, denn Justus, Peter und Bob klären das Verschwinden von Peters Surfbuddy Jeffrey auf, der zeitgleich mit einem Millionärssprössling in einem schwarzen Van abhandenkam. Auch der ambivalent übermütige Peter gehört bald zum Kreis der Gefesselten. Die Recherchen und Rückschlüsse dieser Episode sind das Beste an den drei Fällen, hier kommen die Detektive auch als solche zum Einsatz, es gibt einige Ortswechsel, einige Verdächtige und einen schlüssigen Schluss, und obschon das alles nichts Herausragendes ist, liest es sich spannender als die anderen beiden Fälle.
Der Sprache oder des Schreibstils wegen jedenfalls sind diese drei Bücher kein Kaufargument. Wer nicht die bisherigen Ruch-Abenteuer kennt, weiß also nicht, ob das am Format oder am Vermögen liegt. In Erscheinung trat Ruch zunächst als Fan der originalen Cover-Illustratorin Aiga Rasch, deren Stil die Serie in Deutschland enorm prägte. Ihre Nachfolgerin Silvia Christoph hielt sich übergangslos an jenen Stil, den auch Ruch für seine Fan-Art verwandte, bis er 2021 für die Episode „Im Netz der Lügen“ erstmals ein Buch der Hauptreihe illustrieren durfte. Gleichzeitig verfasste er mit „Die Geisterfrau“ einen Spezial-Fall mit zugeklebten Seiten. Auf seine Kappe gehen auch die beiden Pizza-Fälle aus dem Jahr 2022, als es eine Käse- und eine Salami-Pizza mit Rätselfällen gab, inklusive QR-Code für ein kurzes Hörspiel mit den Originalsprechern. Echt. In diesem Jahr erschien zudem mit „und der schwarze Fluch“ ein Mitrate-Fall.
Nun also noch die Rewe-Bücher, deren Cover Ruch gleich mit designte, die es für wahlweise 3,99 Euro sowie eines kostenlos ab 40 Euro Einkaufswert an der Kasse gibt. Neben je drei Minifällen zweier weiterer Reihen: die Mädchen-Variante Die drei !!! und Die drei ??? Kids; eine bekloppte Erfindung überdies, von allen möglichen ursprünglich für Kinder und Jugendliche konzipierten Serien plötzlich Kinder-Seitenarme zu erstellen, Fünf Freunde, TKKG, Hui Buh. Bei den hörenden Kids kommen die Kids bis zu einem gewissen Alter offenbar gut an, Erwachsenen sträuben sich die Haare bald mehr als bei den letzten 120 Episoden der Hauptreihe. Für die die drei Rewe-Bücher somit eine treffende Werbung sein dürften. Oh, und André Minninger schafft es bestimmt, aus den Vorlagen ein jeweils anderthalbstündiges Hörspiel zu walzen!