Von Matthias Bosenick (16.01.2025)
Ernsthaft: Der japanische Begriff Age Otori steht für die Situation, dass man nach dem Frisörbesuch eine schrecklichere Frisur hat als vorher. Hier steht es für den Namen einer italienischen Band und deren Debüt-EP, auf der das Quartett eine Melange aus Achtziger-Wavepop und unerwartet heavy Shoegaze macht. Die können was! Nun: Die einzelnen Musiker haben schon so einiges an Meriten auf dem Zettel, da kann man sich nur freuen, dass sie ihre Quellen auf eine so berauschende Weise zusammenführen.
Ja, Wavepop: ein Bisschen Flanger, etwas Synthiebeats, warmweiche fluffige Kompositionen, „Humdrum“ geht retroselig los – aber lässt bald den Knüppel aus dem Sack, das Stück bricht aus, die Band groovt und dröhnt, ohne den psychedelischen Gesang zurückzunehmen. So bleibt es die vier kurzen Songs lang, etwas Achtziger hier, die volle Dronepackung dort, am besten alles miteinander. In den härtesten Momenten, etwa kurzzeitig in „X“, versteigt sich das Quartett sogar in eine groovende Metal- oder Hardcore-Nähe. So geht das: Einfach mal das Gegebene auf eine eigene Weise vermengen, mit der Kunst, dies überzeugend zu tun.
Die Band besteht aus vier Musikern: Alberto Laezza singt und spielt Gitarren und Synthies, Simone Calvo bedient den Bass, Lorenzo Meneghetti das Schlagzeug und Samuele Chiesa ebenfalls die Gitarre und singt im Hintergrund. Drei von ihnen entspringen bereits etablierten Bands, die da heißen: Flying Disk, Alysei und Regno_, weshalb sich Age Otori auch als „Supergroup“ auffassen. Flying Disk aus Fossano machen Heavy Rock zwischen Noise und Stoner, sagen sie, und sind mit dem wunderbaren Label Taxi Driver Records aus Genua assoziiert; bei dieser Band spielt Simone Calvo. Zusammen mit Lorenzo Meneghetti betreibt jener noch von Cuneo aus das Alternative-Rock-Trio Alysei. An dem Electro-Punk-Projekt Regno_ aus Pollenzo ist Alberto Laezza beteiligt, Und Samuele Chiesa trat bereits als Solo-Künstler in Erscheinung, mit dem Song „Mal di testa“, also „Kopfschmerzen“. Die bekommt man aber nicht, wenn man „Age Otori“ hört. Eine hässlichere Frisur ebensowenig.