Von Matthias Bosenick (17.05.2012)
Nach zwei Jahren Funkstille kündigt Krüger mit der Maxi-CD „Seifenblasen“ ein neues Album an, den Nachfolger des 2009er-Werkes „Wie kann ich unbemerkt verschwinden?“. Mit jenem Album und den vielen dazugehörigen Singles wagte Krüger einen inhaltlichen Sprung weg von den lustigen Texten hin zur Melancholie. Seine Musik war indes schon immer ernsthaft – die ernsthafteren Texte unterstrichen das erst und ließen den Hörer die früheren Songs auf diesen Aspekt hin neu entdecken. Da stellte man fest, dass der Humor der alten Lieder eben gerade durch die ernsthafte Musik auch witzig wirkte. Man hat es bei Krüger eben nicht mit einem Comedian zu tun. Der Titel „Seifenblasen“ nun lässt glauben, dass Krüger das Tal der Melancholie durchschritten hat – aber Pustekuchen: Bei ihm stehen Seifenblasen nicht allein für Unbeschwertheit, sondern für Vergänglichkeit.
Die Single gibt es in zwei Formaten, wahlweise mit einem oder zwei B-Seiten-Bonustracks. Die Songs heißen „Hallo Sonne“ und „So fühlt sich der Frühling an“ und vertiefen mit ihren Titeln den Eindruck, Krüger hätte die Wolken einigermaßen beiseitegeschoben. Doch schon im Titeltrack besingt er eben zerplatzte Ziele, Wünsche und Träume. In „Hallo Sonne“ verziehen sich die Wolken dann endlich, Krüger begrüßt die guten Gefühle und seine „gelbe Freundin“. Die Natur besingt er auch im folgenden Frühlingssong. Und doch, gerade die letzten beiden Lieder klingen musikalisch nicht wirklich nach Euphorie. Noch nicht, aber sie klingen nach dem Schritt in die Richtung, klingen wie der Wunsch nach dem, wovon Krüger singt, als erhoffe er sich davon eine selbsterfüllende Prophezeiung. Noch fehlt ihm wohl der Mut, sich auf die zaghaften positiven Gefühle auch einzulassen.
Bei Krüger erstaunt immer wieder, wie einer allein (bis auf Schlagzeuger Olli Pohl beim Titelstück) seine Lieder so wundervoll arrangieren kann. Krüger ist ein guter Komponist, dessen Songs immer eine hohe musikalische Qualität haben. Im Grunde macht er Rock, allerdings nicht den heutzutage radiotauglichen, sondern einen, dessen Grundfarbe häufig an den Waverock der 80er Jahre erinnert. In „Hallo Sonne“ bricht er den Rhythmus, in „So fühlt sich der Frühling an“ gemahnt er dann doch an aktuell angesagte Britpop-Deutschrocker. Mit seiner unaufgeregten Art zwingt Krüger den Zuhörer zu großer Aufmerksamkeit, gefällt aber auch nebenbei gehört. Es bleibt spannend: Welche emotionale Färbung trägt das nächste Album?