Aeon Temple – Resurfaced – Broken Music/Aeon Temple 2026

Von Matthias Bosenick (29.12.2025)

„Resurfaced“ klingt nicht nach Debüt, weder vom Titel her noch musikalisch. Ersteres trifft sogar ein Bisschen zu, denn das Quartett Aeon Temple gibt es schon seit einem Dutzend Jahren, und zehn Jahre vor diesem Debüt-Album erschien mit „Æon Temple“ bereits eine EP. Nun treten die Essener mit „Resurfaced“ an die Oberfläche – und kombinieren darauf bluesbasierten Stoner, kontemplativen Post-Rock und wuchtigen Metal. Das Tüpfelchen auf der schmackhaften Melange ist der Gesang von Claudia Weber.

Mit dem beginnt das Album: „Grapes And Wine“ scheint ein Chor-Ambient-Album zu eröffnen, so kunstvoll-neoklassisch ist das Intro arrangiert, doch Pustekuchen, das Stück brettert noch voll los und verleiht damit diesem Auftakt noch mehr Grandezza. Wuchtiger Stoner erhebt sich, der Walzertakt scheint da genretypisch zu sein und tritt in der Folge noch häufiger hervor, doch setzen Aeon Temple solche Charakteristika lediglich ein, um der Hörerschaft etwas Vertrautes an die Hand zu geben, von dem aus etwas Unerwartetes geschieht.

Denn auf „Resurfaced“ fügen die vier Musizierenden einiges zusammen. Was mit heavy Stoner eine Richtung vorgibt, schlägt Haken: Bereits im Stoner verankert die Band einiges an Heaviness, und so tendiert sie einige überraschende Male in Richtung Metal. Nur, um die Energie wieder komplett herunterzufahren und in einen psychedelischen Post-Rock zu verfallen, dem an manch schwermütiger Stelle sogar etwas vom Gothic Rock anhängt. Die Band selbst fügt noch den Hinweis auf Prog Rock an, aber das Etikett weckt nicht die Vorstellungen, die „Resurfaced“ erfüllt, gottlob. Das Unerwartete hält die Band überdies bis zum Schluss durch, denn „Golden Veils“ endet mit einer zu Metal schreienden Claudia Weber – man spürt ihren Groll und freut sich über das Ventil, das sie findet und an die Hörerschaft weiterreicht.

Das Album hat fünf Stücke mit einer Gesamtspielzeit von 40 Minuten – also nur ein Stück und zehn Minuten mehr, als die EP aus dem Jahr 2016. Zur Band gehören seit 2013 Schlagzeuger Robert Fritzen, Gitarrist Markus Haferkamp, Bassist Philipp Seiler sowie Gitarristin und Sängerin Claudia Weber. Erstaunlicherweise findet man die Band online zumeist als Trio, bestehend aus Claus, Filzi und Ruhrbert, doch es scheint sich stets um das Quartett aus Essen zu drehen; womöglich ist Haferkamp als zweiter Gitarrist lediglich Gast.