Arbre-Dieu – Nuit noire – Bitume Prods. 2025

Von Matthias Bosenick (23.12.2025)

Da ist er ja wieder: Adz nennt sich Julien J. Neuville für sein neues Projekt Arbre-Dieu, mit dem er – im Grunde wie mit Thy Apocalypse – Black Metal mit elektronischen Elementen überkreuzt, nur dass er auf der Debüt-EP „Nuit noire“ den Industrial-Anteil mehr hinter dem analogen Instrumentarium verschwinden lässt. Dunkelheit ist hier physisch greifbar. Und Gewalt ist Intention bei der Verarbeitung eines missratenen Drogen-Trips.

Intro und Outro des Openers „Graines de la folie“ gestaltet Neuville elektronisch, in Tempo und Stimmung lassen sie „Polizisten“ von Extrabreit anklingen. In der Mitte bricht aber ein wunderschönes Black-Metal-Gewitter los. Es gelingt Neuville durchgehend, mit den analogen Instrumenten Wärme zu erzeugen, also gegensätzlich zu dem, was beim Ur-Black-Metal eigentlich üblich war, der da nämlich Eiseskälte verströmte. Dazu growlt er und keift nicht, was den Anteil von Kälte noch weiter zurücknimmt. Laut Info verarbeitet Neuville mit dieser EP den – nun – Genuss von Samen der Hawaiianischen Holzrose, die nebenbei auch der psychedelischen Rockband Baby Woodrose den Namen gab, der ihm einen schlechten Trip bescherte, der wiederum nun als Musik vorliegt. Eine angenehme Katharsis, wenn ein schlechter Trip solch brutale, aber schöne Musik hervorbringt.

„Tourbillon chaotique“ erscheint wie ein Intro, das sich kontinuierlich vor der Hörerschaft aufbaut, sich wie eine Rampe errichtet, und das über drei Minuten, bis es nach einem kurzen Break in „La vielle femme et le soleil“ übergeht, das wieder mit Stimme und Struktur in eine Song-Richtung geht, sofern man bei dieser Art brachial-kathartischen Black Metals von Songs sprechen mag. Hier liegt eine fette Gitarrendecke über allem, es gibt einen punkartigen Rhythmus, der zwischenzeitig Blast Beats mitbringt, eine gniedelige Melodiegitarre und die Growls vom Opener. Die Energie in diesem Track plättet. Zuletzt lockert Neuville in „Mort et renaissance“ den Sound etwas auf, trotz der bleibenden fetten Decke meint man, mehr Details heraushören zu können; irgendwas shuffelt da im Hintergrund, das Stück groovt gar.

Neuville also wieder mit einem neuen Projekt, als hätte er nicht schon so viele. Solche wie Thy Apokalypse, Reflecting The Light, Kaamosmasennus, Salaman Isku, .eterniteduchaos. oder weiß der Geier, welche noch. Adhunakor Z nennt er sich bisweilen, hier greift er auf das verbreitetere Adz zurück. Und kreiert, nach vielen Rereleases, mit dem bei irgendeinem Tarot ausgeborgten Begriff Arbre-Dieu ein ganz neues Projekt. „Nuit noire“ empfiehlt sich für die besinnliche Weihnacht – als Gegengewicht.