Sowa – Gdansk Macabre – Sowa 2025

Von Matthias Bosenick (11.12.2025)

Ist der Titel „Gdansk Macabre“ für sich schon wortspiellustig, bekommt er eine doppelte Ebene, wenn man weiß, dass das Berliner Trio Sowa für die Bebilderung dieses Debüt-Albums auf Schwarzweißfotos der Danziger Fotografin Marta Adaszewska zurückgreift. Was man bedauerlicherweise nicht zu hören bekommt, dafür aber in den Neunzigern sozialisierten Alternative-Rock, den man 30 Jahre später durchaus schon wieder als retro bezeichnen kann, indes nicht einem konkreten Subgenre zugeordnet, sondern mehrere kombinierend und vielmehr mit viel Bock drauf in eine eigene Richtung gerockt, vornehmlich instrumental. Ohne Grunge!

Nee, „Gdansk Macabre“ biedert sich nicht an Hit-Sounds der Neunziger an, die damals MTV und Viva dominierten. Sowa mögen sich bei einigen davon bedienen und grundsätzlich einen Slacker-Sludge-Sleaze mitbringen, setzen den indes gottlob nicht massenkompatibel ein. Naja, Sludge geht auch schon zu weit, aber dreckig und räudig gehen Sowa schon zu Werke. Was es hier gibt: Vornehmlich instrumentalen Alt.-Rock, den das Trio versetzt mit Stoner, Blues, Psychedelik, Prog-Rock im Sinne von angedeuteten Verschachtelungen, nicht als episches Gegniedel. Und Sowa kommen, wenn schon Neunziger, dann gottlob ohne Grunge aus. Einzige vertraute Analogien dürften solche zu Life Of Agony oder Tool sein, aber auch nur mit gutem Willen. Und wie es sich für Neunziger-Anleihen gehört, sitzen in ihnen selbstredend die Sechziger und Siebziger; etwas Black Sabbath etwa schwingt hier gern mal mit.

Worum es Sowa abgesehen von konkreten Kopien ebenfalls eher nicht geht, sind Melodien, abgesehen von den seltenen gesungenen Stücken wie „Sole Mate“, „Sgt. Fear“ und „Calculated Chaos“. Riffs und Licks, Loops und Stimmungen bestimmen die Tracks. Das Titelstück, eher ein Interludium, ergänzt das Soundbild sogar noch um eine Art Doom-Ambient ohne Schlagzeug. Dazu kommt, dass das Trio nicht in spielerische Akkuratesse und Glattheit verfällt; Gitarre und Bass dürfen dreckig sein, launiges Solieren ist möglich, eine gehörige Portion Fuzz ist auch mal drin. Und zur Überraschung am Schluss in „Slow Night“ weiblicher Gesang, bei dem die Info offen lässt, wer ihn beiträgt; lediglich von „guest vocalists“ ist da die Rede.

Dafür sind die Musizierenden aufgeführt: Gitarrist Stefan Matussek, Bassist Marko Dukić und Schlagzeuger 666tin alias Martin Aisslinger, auch bei Karatschai und Esel. Auf der Bandcamp-Seite sind drei seit 2021 vorangehende EPs und Singles gelistet, auf den ersten beiden war noch Alessio Vocale der Gitarrist. Michael Sowa, so viel ist gewiss, heißt hier niemand.