Von Matthias Bosenick (10.12.2025)
Wenn sich eine Band heutzutage im Black-Metal-Untergrund verortet, heißt das Dank leicht zugänglicher Technik für den Hausgebrauch nicht mehr, dass man geknüppelten Soundbrei bekommt, und deshalb ist auch „Quintaesencia Nocturna“ des Trios Umbrío aus Valdivia in Chile ein angenehmer Hörgenuss. Nicht nur deshalb: Für diese Band hat der Black Metal keine scharfen Grenzen, was sich in der Zusammensetzung der Spielarten wie im sehr unterschiedlich ausfallenden Gesang ausdrückt. Dies ist das zweite Album der Band und das erste, das physisch auch in Europa zu haben ist.
Zunächst reihen sich Umbrío in den moderneren atmosphärischen Black Metal ein, indem sie lange, sehr abgedunkelte Strecken melancholisch-düsterer Gitarren-Scapes generieren, mal als Drone-artige Tapete, die den Sound dann eher in Richtung Doom oder Gothic Metal rückt, mal in der flirrenden Art, wie man sie ja aus dem Black Metal kennt. Bisweilen ergänzt die Band solche Passagen mit den zum klassischen Black Metal gehörenden Blast Beats, dann sind wir so richtig in den Neunzigern angekommen, und gelegentlich lassen sie die Zügel sogar so locker, dass man eher den Eindruck hat, es mit Punk zu tun zu haben.
Zusätzlich unberechenbar ist der Gesang, auf Spanisch gehalten zudem. Der ist mal klar und tief, mal gekeift, mal gegrowlt, mal in höchsten Tönen wehklagend. Diese Wechsel finden sogar innerhalb einzelner Songs statt, nicht auf die Tracks verteilt. Dazu kommt, dass die drei auch mit Gitarre, Bass und Schlagzeug umgehen können, sie ihre Instrumente organisch spielen, nicht eiskalt akkurat abgezirkelt, und sie genau damit ja dem Black Metal das Atmosphärische verleihen, nicht selten auch etwas Emotionales.
Das Projekt Umbría gibt es seit 2019, zunächst allein bespielt von Bandkopf O. Nach diversen Demos erschien 2023 bereits in Triobesetzung das Debüt „Proclamación al vórtice de los tiempos“, direkt gefolgt von der EP „Ruinas de una eternidad“. Das vorliegende Zweitwerk „Quintaesencia Nocturna“ ist das erste Album, das physisch auch in Europa zu haben ist. Die Band besteht aus eben O alias O. Wolfscariot alias Oscar I. Orellana mit Gesang, Gitarre und Keyboards, Argvs Noctes alias Argos alias Jorge Miranda mit Bass und Zusatz-Stimme sowie am Schlagzeug Avernal Vulture M.E. alias M.E. alias Chaosbringer alias – nun, seinen Klarnamen verrät er nicht. Sie alle sind auch in anderen Bands zu hören, etwa 13 Bells Of Doom, Pagan Funeral, oder Batallion.
