Von Matthias Bosenick (07.11.2025)
Als Gegenentwurf, quasi den dunklen Zwilling, zum Vorgänger „Nine Lives“ fassen Moi Caprice aus Kopenhagen ihr siebtes Album „Vermillion Sands“ auf. Entstanden in den selben Sessions, empfahlen sich diese neun Stücke dafür, separiert gebündelt zu werden. So hat das Album eine Stimmung zwischen Melancholie und Euphorie, ist um Downtempo gehalten und trotz der Düsternis erhebend. Die Beschreibung erinnert an U2 und Epigonen? Da ist was dran, doch schlagen Moi Caprice – Eigenschreibweise moi Caprice – einen eigenen Weg ein. Ohne Pathos, dies sei vorweggenommen.
Auch wenn die fünf Musiker hier mit Rockinstrumentarium plus Keyboards arbeiten, ergibt sich daraus auf „Vermiillion Sands“ keine vordergründige Rockmusik, vielmehr hat es etwas von den frühen Air, die mit Gitarren gespielt werden. Moi Caprice musizieren hier so zurückgenommen, dass für jedes Detail ganz viel Raum bleibt und die Stücke trotzdem angefüllt wirken. In diese weite Musik fügt sich der Gesang ein, der zunächst gehaucht und mit Hall versehen erklingt, später dann auch mal klar, und sobald dies geschieht, rückt die Stimme weiter vom Zentrum weg und bettet sich in den Soundraum ein.
Keines der Stücke begibt sich ins Mid- oder gar Uptempo. Davon wird „Vermillion Sands“ gottlob nicht trantütig oder gar weinerlich, man hört, dass die Songs auf festem Grund stehen. In einigen erhöht die Band die Intensität, spielt mit mehr Kraft und übt mehr Druck aus, was den Eindruck erweckt, das Tempo erhöhe sich mit, aber dem ist nicht so. Selbst die Military-Drums in „The Cloud-Sculptor“ sorgen lediglich für mehr Fills, nicht für Beschleunigung. Mit „Low Notes“ entlassen die Dänen die Hörerschaft in einer Art epischem Doom-Pop, ein gelungener Abschluss.
Die Band Moi Caprice, „Meine Laune“, gibt es seit 1993, gegründet seinerzeit mit dem lustigen Namen Concrete Puppet Frog. Von denen gibt es lediglich eine Livesong auf einer Compilation aus dem Jahr 1996, in dem sich die Band bereits umbenannte und die erste, selbstbetitelte EP herausbrachte. „Vermillion Sands“ folgt dem 2022 veröffentlichten „Nine Lives“ und deckt dunklere Themen und Stimmungen ab, inklusive der Erfahrungen aus den Corona-Lockdowns. Zur Band gehören: Michael Møller, David Brunsgaard, Casper Henning Hansen, Jacob Funch und Fridolin Nordsø. Als Gastsängerin ist hier bei zwei Stücken die in Kopenhagen lebende Schwedin Lucky Lo alias Lo Ersare zu hören. Physisch gibt es „Vermillian Sands“ ausschließlich auf Vinyl.
