Von Matthias Bosenick (20.10.2025)
Julien J. Neuville aus Frankreich kann nicht nur Rereleases (seiner unzählbaren Projekte), er macht auch hin und wieder neue Musik, hier als Thy Apocalypse: Unter diesem Namen kombiniert er Black Metal mit Industrial, und die Kombi gelingt wahrhaftig so gut, wie die Beschreibung klingt. „Fragment quartière (Metacosmos)“ ist – der Titel verrät’s – das vierte Album unter diesem Alias. Was es zu hören gibt: Blast Beats und synthetisch-metallische Kälte, garniert mit allerlei passendem Zierrat und atmosphärisch angerichtet.
Eigentlich müsste man diese Rezension von einer KI verfassen lassen, schließlich bildet die das Thema dieses Albums. In fünf Akten setzt sich Adunakhor Z. aka Adz. aka Julien J. Neuville mit den Folgen künstlicher Intelligenz auseinander, was ja kein sonderlich neues Thema ist, schließlich nennt Neuville selbst den Film „Her“ von Spike Jonze als Inspiration, und auch der setzte sich damit ja bereits nicht als erster auseinander, aber da KI zurzeit auch in kreativen Bereichen den Menschen sehr viel abnimmt, was zu Zerwürfnissen zwischen Künstlern und Nutzern führt, ist dieses Thema ja nun aktuell.
Auf weiten Strecken dieses eher kurzen Albums – etwas über eine halbe Stunde ist es lang, davon die letzten mehr als zehn Minuten aus Dark Ambient, düsteren Soundscapes bestehend – knüppelt Neuville nach allen Regeln der Black-Metal-Kunst und lässt die Blast Beats sprechen und dabei auch die Frage offen, wie er die generiert, ob er also selbst an den Drums sitzt oder seinen synthetischen Schlagzeuger dafür anwirft. Denn man hört es an den zurückgenommeneren Passagen, dass der Sound elektronisch generiert ist, und damit erfüllt Neuville den Aspekt Industrial, zuzüglich sphärischer, kalter, dunkler Flächen, die hin und wieder die Gitarrenbrocken ablösen. Recherchen ergeben dazu, dass Neuville zwar Gitarre und Bass spielt, ansonsten aber tatsächlich komplett auf Programmierungen zurückgreift.
Interessanterweise könnte bei dieser Kombi – kalter Black Metal und kalter Industrial – eine sehr kalte Musik zu erwarten sein, doch Neuville zaubert in dieses Album eine unerwartete, aber sehr passende und wohlig angenehme Wärme in die Musik hinein. Die überdies weitgehend instrumental gehalten ist, Neuville setzt nur bei zwei Tracks zum Black-Metal-typischen Keifgesang an, der dann auch noch bestens ins Soundgewand passt. Vergleichbar ist diese Melange aus metallischer Wucht und elektronischer Schärfe mit Projekten wie Mirrors For Psychic Warfare oder Absent In Body.