Morgan Bellini – Afterlife Spa EP – Morgan Bellini 2025

Von Matthias Bosenick (26.09.2025)

Klappt man das Sheet in dieser hübsch als Mini-DVD gestalteten 5“-CDr auf, wundert man sich: Haufenweise Medikamentepackungen sind abgebildet. Ein Manifest pro Drogenmissbrauch? Mitnichten, wie die Rückseite erklärt: Die „Afterlife Spa EP“ richtet sich an Patienten mit chronischen Schmerzen, Morgan Bellini aus Trieste will ihnen eine musikalische Linderung verabreichen. Mit diesen zwei Ambient-Tracks bereitet sich Bellini auf sein anstehendes Solo-Album vor – und das inmitten einer Phase, in der seine Hauptband Vanessa Van Basten das Comeback nach zehn Jahren Pause initiiert, mit eher gegenteiliger Musik.

„Losers, I Always Win“ atmet. Ein sanft und langwellig pulsierender Drone leitet das 14 Minuten lange Stück ein, zunächst unindentifizierbare Instrumente erzeugen warme Polster, in die man sich bereitwillig bettet. Nach etwa der Hälfte erst dringt ein Schlagzeug hinzu, reichlich dezent im Hintergrund, schleppend wie bei The Cure, und eine vergleichbare melancholische Stimmung stellt sich auch hier ein. Bellini verstärkt die Drones leicht – und lässt die Gemengelage abrupt absinken. Nach einem Ambient-Break setzt er alles fort, verleiht dem Schlagzeug aber mehr Klarheit und den Drones eine unerwartete Lieblichkeit. Das dürften Gitarren sein, mit denen Bellini diese Musik generiert und den Eindruck von entschärftem Shoegaze-Wave verstärkt.

Ganz viel Hall liegt auf der zaghaft angeschlagenen Gitarre des Siebenminüters „Serotonin Shower“, nach einer Weile fügt Bellini ein ähnliches Schlagzeug hinzu wie auf dem ersten Track, mit gelegentlich turbulenteren Fills indes. In einer kurzen Taktpause ergänzt Bellini das Stück um einen klassischen Wave-Bass mit Flanger sowie einen gehauchten Chor. Mit beinahe lichthellen Synthiesprengseln erhöht Bellini kurz die latent euphorische Stimmung dieses Tracks, den er dann fein ausfaden lässt.

Es wundert nicht, dass diese EP den Geist von The Cure trägt – das bis dato letzte Lebenszeichen der 2005 gegründeten Band Vanessa Van Basten war 2015 die „Disintegration EP“, auf der die Stoner-Doom-Sludge-Postrock-Band vier Songs des gleichnamigen Albums von The Cure durch den tiefergelegten Fuzz drückte und die Titel behutsam anglich, etwa zu „Fascination Trip“ oder „Plainbong“. Außerdem passt es zum Sound von Bellinis in den Neunzigern gestarteten Projektes IAM., auch wenn das deutlich dunkler zu Werke geht. Nach der Unterbrechung der rauheren Vanessa Van Basten tobt sich Bellini musikalisch mit Projekten wie Yellow Kings und Rising Bear Flottila am härteren Ende der Skala aus. Ein Album mit so sanften Stücken wie auf dieser „Afterlife Spa EP“ und etwas Neues von Vanessa Van Basten wäre ein gewaltiger Spagat zwischen zwei Welten, und auf beide kann man sich freuen.