TaboTago – Sessions 017: 20250308 Live in Schwerin – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (24.09.2025)

Die Siebziger sind das musikalische Lieblingsjahrzehnt des Trios TaboTago, vornehmlich das rund um die Berliner Schule, und der eifern die drei Hauptstädter sowohl im Studio als auch in ausgedehnten Live-Performances nach. Die vorliegenden „Sessions 017: 20250308 Live in Schwerin“ sind der jüngste Mitschnitt – was man hört, ist zeitlos, retrofuturistisch war diese Form von Electro-Ambient-Kraut bereits vor 50 Jahren schon und ist es bis heute. Eine chillige Zeitreise zurück nach vorn.

Der Bandname Tangerine Dream muss einfach fallen, denn diese kosmischen Kuriere sind neben Edgar Froese der erklärte Fixpunkt von TaboTago. Um den diese drei Musiker sich indes drehen und wie ein Schwarzes Loch das Licht anderer sphärischer Genres anziehen und gemächlich um sich kreisen lassen. Beats gibt es hier kaum, Rhythmen zuvorderst durch den aus sich selbst entstehenden Takt der pluckernden Synthies, ganz selten einmal ein antiquarisch anmutendes Electro-Klickerklackern. Zur Mitte des Konzertes hin bekommt das Trio sogar den Funk und spielt einen Synthie, wie es Stevie Wonder zu Zeiten von „Superstition“ vorlebte. Ansonsten taucht man als Hörender in wattigweichen Synthiesphären ab und lässt sich entspannt zurückfallen.

Manche der Synthiesounds haben etwas Cineastisches, wie Filmscores. Andere Melodien mäandern irrlichternd wie kosmische Strahlen umher, unterfüttert von repetitiven Basssynthies, wenn nicht sogar von einem analogen Bass. Im Opener klingt der flächige Sound nach den Chor- oder Atem-Samples, die Kraftwerk in den Siebzigern verfremdet einsetzten. Ein im Hallraum verschwindendes Klavier gesellt sich zu Sounds, die Christian Bruhn für den Score zu „Captain Future“ erdachte. Das Album ist vielseitig, aber unaufgeregt, nichts stört beim harmonischen Chillen. In sieben durchnummerierte Tracks ist dieser Mitschnitt unterteilt, die nicht ineinander übergehen, sondern jeder für sich stehen und eine eigene Atmosphäre ergeben.

2018 erschien mit „Kymatica“ ein erstes Studioalbum von TaboTago, seit 2020 veröffentlicht das Trio seine Live-Sessions, das jüngste Studio-Album „Simulacron“ erschien zeitgleich. Dieses Trio besteht aus Bernhard Wöstheinrich, auf dieser Seite bereits mehrfach genannt, zuletzt unter anderem mit Anchor And Burden, sowie Andreas von Garnier und Leander Reininghaus. Der Fuhrpark der drei besteht aus Synthies, Keyboards und Sequencern sowie im Falle von Reininghaus auch aus einem Bass sowie allgemeinen Electronics. Dieser Mitschnitt greift auf Aufnahmen eines Konzertes in Schwerin zurück, das am 8. März 2025 – nicht ein Jahr früher, wie die Bandcamp-Info sagt – im Rahmen des 3E-Festivals stattfand, das für Electronic Experimental Experience steht.