Von Guido Dörheide (14.08.2025)
Schon mal was von Jasamine White-Gluz gehört? Aus Kanada? Sängerin der Band No Joy, die seit 2010 bereits fünf (5!) apselut großartige Alben herausgebracht haben? Nein? Aber bei dem Namen klingelt was? Haben Sie Bücher über Pawlow oder Schrödinger? Na, da klingelt eine Glocke, aber Sie wissen Sie aber nicht, ob Sie tot oder lebendig oder beides gleichzeitig sind? Hm? Häh?
Da sind Sie hier richtig: Ebenso erging es nämlich dem Rezensenten beim Lesen des Namens „White-Gluz“. Jasamine ist tatsächlich die ältere Schwester von Alissa White-Gluz, die seit 2014 als Nachfolgerin von Angela Gossow bei den schwedischen Melodeathmetaller:innen von Arch Enemy als Sängerin verdammt gute Arbeit leistet.
Und noch länger leistet Jasamine White-Gluz ebenso verdammt gute Arbeit bei No Joy, einer wirklich sehr guten Band aus Montreal, Kanada, deren Mitglieder auf ihre Schuhe starren.
No Joy haben heuer, also vor wenigen Tagen, ihr fünftes Album veröffentlicht, es heißt „Bugland“, und es ist großartig. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Alissa ist Jasamine nicht im growlenden Death-Metal-Gesang zuhause, sondern singt mit ihrer klaren Stimme. Und dazu spielen ihre Bandkollegen Garland Hastings und Michael Farsky eine treibende, düstere und melodiöse Mischung aus Shoegaze und Alternative, das Schlagzeug knallt, die Synths verzaubern, Gitarre und Bass machen einfach das, was von ihnen im Bereich der alternativen Musik erwartet wird (und das machen sie gut), und die ganze Mischung haut einfach richtig gut hin. White-Gluz’ Gesang setzt dem Ganzen noch die Krone auf – und die Texte sind ebenso großartig. Sie sind kurz, Jasamine White-Gluz braucht nur wenige Worte – und wenn Sie, liebe Lesende, beispielsweise mal in „I Hate That I Forget What You Look Like“ hineinhören möchten, werden Sie verstehen, was ich meine. Und dazu gibt es in diesem Song noch einen wunderbar plastikdudeligen Syhnthesizerklang zu hören, dann noch White-Gluz’ wundervolle Stimme on top obendrauf – was will man mehr?
Nun, vielleicht noch den knapp achtminütigen Abschlusssong (jahaa – ein Wort mit 3 „s“!) „Jelly Meadow Bright“, der mit Klavier, Keyboards und einer vor sich hinhauchenden Jasamine White-Gluz beginnt, dort aber nicht aufhört, um verdammt nochmal endlich in einen richtigen (!) Rocksong überzugehen, sondern einfach alle bisher schon verwendeten Zutaten – mit Ausnahme des Gesangs, der irgendwann einfach stoppt – herauszunehmen, um erstmal noch mehr loszudonnern und dann den Schmackes so herauszunehmen, dass die Hörenden nur noch so „Wäh?“ auf dem Bärenfell herumliegen. Dann kommen krachige elektrische Perkussion und 80er-Jahre-Synths von wahrer Größe hinzu, auf einmal eine wirklich sehr heavige Gitarre und – halten Sie sich fest, liebe Hörenden – Growlgesang! Und dazu gibt es groovigen Hintergrund zu quietschenden Synthesizern, wunderschöne Melodien und all das in Hülle und Fülle. Ich empfehle dieses Album, denn es ist wirklich sehr gut.