Von Matthias Bosenick (17.07.2025)
Da machen die drei Musiker von We As A Company aber einiges Geheimnis um sich, kürzen ihre Namen mit einem Buchstaben ab, verraten als Herkunft lediglich „eine kleine Provinzstadt“ in Italien und liefern gleichzeitig mit „First Summer“ ein Debüt, auf dem sie dem Stoner und dem Doom auf eine Art und Weise Melodien beibrechen, dass es in den härteren Momenten klingt wie eine schwere Variante von Grunge und ansonsten wie eine angerauhte Version britischer Psychedelik. Diese Melodieseligkeit generiert zunächst auch eine Menge gute Laune – und doch liegt diesem ersten Sommer eine natürliche Melancholie inne.
Insbesondere das Titelstück vermittelt eine erhebliche Wehmut. Zunächst lediglich mit einer leise schrummenden E-Gitarre begleitet, singt der Chor verhallt in die sich anbahnende Hitze. Schlurfendes Schlagzeug kommt später erst hinzu, der Song dehnt sich wie für Teenager die Ferien. Ein Bisschen greift dieser Song das Gefühl auf, das Wheat 1999 mit ihrem Song „Summer“ vermittelten: eine Melancholie, deren Ursprünge so diffus bleiben wie viele menschliche Bedürfnisse.
Dieser Song kurz nach der Mitte des Albums stellt eine Art Übergang dar. Bis dahin überwiegt die Schwere der Gitarren, insbesondere auf den ersten zwei Songs „Outcast“ und „A God“, die das Trio zudem separat aufnahm: Diese beiden sind sehr stark vom Doom oder vom Sludge geprägt, sie sind heavy, ohne Metal zu sein, und beherbergen bereits die Melodien, die We As A Company auch den Rest des Albums über beibehalten werden. Damit fügen sie der Genreschwere eine unerwartete Leichtigkeit hinzu.
Etwas leichter werden die drei Musizierenden ab „Kill Spider Man“, das sich acht Minuten lang der Melodiefolge der sinfonischen Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ des russischen Komponisten Alexander Porfirjewitsch Borodin widmet und diese zu einem deutlich leichteren Psychedelik-Indierock umstrickt, dem etwas sehr Britisches anhaftet; Kula Shaker fallen dazu ein, aber auch die griffen ja nur Bestehendes auf. Diese musikalische Haltung, der Doom-Sludge-Härte entledigt, dennoch Rock, behalten die drei so lang bei, bis sie eben ans Titellied geraten. Dessen Stimmung, die zurückhaltende Melancholie bei beibleibender Melodieseligkeit, verfeinern sie bis zuletzt so sehr, dass der Rauswerfer „Walking Through The Graves“ aus lediglich einem monotonen Akustikgitarrenschrammeln mit klagendem, aber starkem Gesang besteht.
Böse im Zusammenhang mit dem Abgesang auf den „First Summer“ ist das Albumcover, das ein nächtlich verunfalltes Auto zeigt. So stellt man sich einen Sommer in Italien ja nun nicht vor, und dann entlassen We As A Company ihre Hörerschaft auch noch mit einem Song, der „Walking Through The Graves“ heißt.
Zwar ist „First Summer“ Das Debüt des Trios, doch startete das bereits 2022 mit der nicht auf dem Album enthaltenen Single „Mr. Beale“. Auch die Folge-Singles „Celebration“, „Off Grid“ und „The Waterbomb“ finden sich nicht auf „First Summer“. Dann die Geheimnisse: We As A Company sind zu dritt, das ist klar. Doch wer genau dazugehört, eher nicht so: V. singt und spielt Gitarre und Keyboards, F. ist Schlagzeuger und D. Bassist. Dazu der ungenaue Hinweis auf das Provinznest: Vermerkt sind drei Studios, in denen bisher Aufnahmen entstanden, und zwar VDSS in Falvaterra, Region Latio, also südlich von Rom, sowie das Buddy Sound Studio und in San Giovanni la Punta und das Sterehope Studio in Trecastagni, beide auf Sizilien. Außerdem bezeichnen sie sich als „offenes und fließendes Kollektiv“, also könnten auf den nächsten Veröffentlichungen schon wieder ganz andere Musiker zu hören sein als Vittorio Platania, Francesco Ciccio Paladino von Rough Enough, One Day In Fukushima, Consumer und Mariner sowie, äh, Daniele.