Von Matthias Bosenick (02.06.2025)
Der Bandname ist schon mal ganz geil: Funeral Baptism, Ende und Anfang in einem Ritual. Wer seine Band so nennt, macht bestimmt keine Gute-Laune-Musik, und hört man „In Solitude“, das zweite Album jener Band aus Bukarest, findet man sich bestätigt. Black und Death Metal gehen hier eine formschöne Allianz ein, die bei aller erfreulicher Brutalität den nötigen Raum für Schönheit lässt.
Sechs Songs in unter einer halben Stunde Spielzeit, das schreit nicht eben nach angesagtem Post Black Metal mit epischen Weiten und Ambient, und damit halten sich Funeral Baptism auch gar nicht erst auf. Hier geht’s zunächst auf die altbekannte Zwölf, die man in der Oldschool-Variante der Kirchenanzündermucke etablierte, also Tempo, Riffs und eine Kombi aus Kreischen und Growlen. Das Schöne ist aber, dass Funeral Baptism das Schöne ebenfalls beherrschen: Das hier ist angenehm produziert und überrascht mit kompositorischen Besonderheiten.
Zunächst lassen sich die sechs Tracks voneinander unterscheiden, sie verharren also nicht einfach darin, vor sich hin zu schrammeln und schlecht sitzenden Lärm abzusondern. Man spürt, dass die Band etwas ausdrücken will, eine Dringlichkeit, ein Anliegen, womöglich gar Emotionen, ja, so kalt dieses Genre ursprünglich auch sein mag, etwas guckten sich Funeral Baptism sehr wohl beim Post Black Metal ab, und zwar atmosphärisch vorzugehen, wenn auch nicht als Ambient. Den vollen Druck auf dem Gaspedal ziehen die Rumänen nicht durch, sie unterbrechen den Schlag in die Fresse immer wieder für ausgebremste Passagen, im Titeltrack etwa wie eine Art, nun, beschleunigter Post Black Metal, paradoxerweise, oder in „Emergence“ mit einem nach Akustikgitarre klingenden kurzen Intermezzo. Auch einige Headbanger-Riffs beherrschen Funeral Baptism, nach Art des Thrash Metal.
Besonders schön gelingt der Wechsel von Melodiegitarre auf Riffgitarre innerhalb mancher Songs, als wäre alles eins, alles gleichzeitig gültig. In diesen Momenten dringt die Schönheit der Musik am deutlichsten hervor, aber nicht allein hier: Zwischen den amtlichen Brettern lassen die Musiker immer wieder Lücken für Spielereien. Wenn dann ein Solo nach Art des Power Metal „The Brick Of Ruin“ krönt, tränen die Äuglein. „In Solitude“ ist angenehm vielseitig geraten, und das trotz der kurzen Spielzeit.
Interessant ist die Geschichte dieser Band: Funeral Baptism ist im Grunde das Projekt von Damian Batista, der es 2012 noch in Buenos Aires aus der Taufe hob und 2013 die erste EP „Blasphemous Desires“ herausbrachte. Erst 2017 folgten die nächste EP „Gate“ und das Debüt-Album „The Venom Of God“, dann bereits von Bukarest aus. Zwischendurch enterte Batista noch die Bands Akral Necrosis und Vampiric Oath, beides indes mit den gleichen Lücken wie in der Discographie von Funeral Baptism, bei denen es nun acht Jahre bis zum zweiten Album dauerte. Auf „In Solitude“ spielt er Gitarre, Bass und Keyboards, die Texte und die Vocals überlässt er Cristian „Stege“ Stegeran, der damit Liviu Ustinescu ablöst und zuvor mit gleichem Aufgabengebiet bei Bands wie Gerrar, Apa Simbetii und Kistvaen in Erscheinung trat. Das Schlagzeug spielen Mika Kallio aus Finnland und Filip Gaddnos ein, anstelle von Teo Popp, der namentlich deutlich lustiger passte.