Cyril Bernhard – Shulkehil – Cyril Bernhard 2025

Von Matthias Bosenick (15.05.2025)

Zurück zum Trio: In Dreierbesetzung generiert Gitarrist Cyril Bernhard aus Toulouse mit „Shulkehil“ einen „Soundtrack für einen Film, der nicht existiert“. Tatsächlich lassen sich Parallelen zu „Dead Man“ von Neil Young sowie zu Jim Jarmuschs Projekt Sqürl ausmachen, doch geht das Trio hier eigene Wege: Es kombiniert Jazz, Blues und Improvisation zu etwas, zu dem man den Film gern sehen würde. Der wäre bestimmt in Schwarzweiß gedreht.

Für „Shulkehil“ wechselt das Trio – neben Bernhard an der Baritongitarre sind dies Louis Navarro an fünfsaitigem Bass und Kontrabass sowie Jonas Chirouze an Schlagzeug, Percussion und Flöte – von Track zu Track die Genre-Grundausrichtung. Der Blues und der Bluesrock nehmen hier zwar den größten Teil ein, doch schiebt das Trio kleine experimentelle, nicht als Musik erscheinende Zwischenspiele ein und betritt auch mal das Jazz-Terrain. Diesen Blues nun spielt das Trio oberflächlich betrachtet konventionell, arbeitet aber unkonventionelle Elemente ein, etwa schräg gegniedelte Melodien wie in „Le long voyage“, einen Regenmacher wie in „Blues de l’errance“ oder textlosen Schamanengesang und ausgelassenes Gegniedel wie im fast neunminütigen Kernstück „Transe“, dessen Zeit man nicht vergehen spürt, weil man ja in Trance ist.

Die jazzigen Stücke erscheinen im Blueskontext wie abrupt, stets unvorhersehbar. So ist „Patum khata“ ein jazziges Schlagzeugsolo, „Désolation“ ein Flötentröten und „Errance“ ein experimenteller Impro-Jazz. Die musikalisch größte Herausforderung ist „Illusion voilée“, denn darin improvisiert ein mit dem Bogen bearbeitetes Saiteninstrument zu einem entfesselten, aber reduzierten Schlagzeug, dessen Takt man nur schwer zu fassen bekommen kann. Na, und dann gibt es ja noch den Schabernack, den die drei als Zwischenspiele einbauen, darunter das Titelstück, das es zusätzlich noch zweimal als „Shulkehil Blues“ zu hören gibt, um den Kreis rund zu machen.

„Shulkehil“ könnte man sich wahrhaftig als Soundtrack zu einem Jim-Jarmusch-Film vorstellen, obschon das Trio hier weniger dreckig, fuzzy zu Werke geht als Neil Young oder Sqürl. Die Musik ist klarer gespielt, wodurch die unklaren Experimente besser in Erscheinung treten. Und die Abfolge von Spielerei, Jazz und Bluesrock ist so unkonventionell, wie es Jarmuschs Filme ebenfalls sind.