Death Machine – Dawning Eyes – Celebration Records 2025

Von Matthias Bosenick (25.04.2025)

Der Bandname Death Machine generiert so ganz andere Erwartungen, als sie die Musik auf „Dawning Eyes“, dem vierten Album des Quartetts, erfüllt. Die meisten der 19 Songs sind im unteren Tempo gehalten, auch die Ausprägung der Intensität ist eher von Zurückhaltung gekennzeichnet, und dann packen die Kopenhagener da vereinzelte Songs dazwischen, die mit elektronischen Mitteln dem Akustik-Folk den Groove beibringen. Es ist genau diese Kombi, die das Zuhören zum Abenteuer macht.

Da beginnt die Band das Album mit „Opium Wound“ wie eine Art aufgehelltem Doom, mit entrücktem Gesang zu getragenem Drone. Eine fette Wucht, die den Bandnamen durchaus widerspiegelt. Als einziger Song dieses Albums indes. Denn „Beat The Drum“ tut genau das, auf einem Uptempo-Dancebeat mit Akustikgitarre, Piano und mehrstimmigem Gesang. Ein flotter Popsong, der so gar nichts vom Doom hat, vom Dance-Club indes eher auch nicht. Wo also sind wir hier gelandet? Denn ab „Vending Machine“ beginnt der erste Strecke an entrückten, sphärischen, zurückgenommenen, introvertierten, folkigen Balladen, alle wunderschön, alle mit attraktiven Gimmicks versetzt, nicht selten synthetischen Klangerzeugern entnommen, auch mal Gitarren, und doch so beiläufig eingesetzt, dass man schon Konzentration aufbringen muss, um sie wahrzunehmen, und dann zu begreifen, dass man diese Konzentration auch bitte aufbringen sollte.

„Found A House“ an Position sechs ist erst die nächste Uptempo-Nummer, naja: eigentlich ist es eher gehobenes Midtempo, kommt einem aber wegen der stillen Songs davor weit schneller vor. Auch dieser Song atmet den Pop tief ein und aus. So komischen Groove bringen die Dänen dann immer wieder mal unter, selbst dann, wenn man gedanklich von der Musik in ganz andere Richtungen gesteuert wird. Ist etwa „Modern Man“ eine Achtziger-Reminiszenz mit Blick auf „Everybody Wants To Rule The World“ von Tears For Fears? Oder ist es dafür einfach viel zu zeitlos, besser: zu sehr in der ohnehin nicht einzuordnenden Gegenwart angesiedelt? „Free Soloing“ an neunter Stelle kommt dann mit einem komplett unerwarteten Breakbeat daher, den die Band indes so dämpft, dass man ihn als solchen gar nicht sofort wahrnimmt. Groovenden Bass und IDM-Anmutungen im Wechsel mit Synthiepop probiert die Band dann an 13. Stelle mit „Morning Light“ aus und verleiht zwei Stücke weiter „Old Circuits“ zum Ende hin einen treibenden Pop-Pomp-Bombast.

An manchen Stellen erinnert die zurückgenommene Art, Musik zu machen, an die von Air, die Electro-Balladen salonfähig machten. An anderer Stelle hat man es schlicht mit einer Folkband zu tun, die sich nicht verausgaben mag. Und wenn selbst die Rhythmusfraktion mal keinen Bock mehr hat und nur noch der Sänger zur Klampfe ertönt wie in „The Sun“, fühlt man sich an Nick Drake erinnert. Lustig: „The Disco Song“ an vorletzter Stelle ist keiner, sondern eine weitere Ballade, die alsbald an Kraft gewinnt und mit Knarz-Sounds begeistert.

Seit fast zehn Jahren hat sich dieses Quartett personell nicht verändert, bereits „Cocoon“ erschien 2017 eingespielt von Sänger und Gitarrist Jesper Mogensen, Schlagzeuger Sven Busck Andersen, Bassist Morten Vinther Ørberg und Keyboarder Simon Christensen. Zur besseren Verwirrung erschien das selbstbetitelte Debütalbum übrigens erst ein Jahr später zum Record Store Day. Nach „Orbit“ aus dem Jahr 2019 ist „Dawning Eyes“ somit das vierte Album der Band. Solche mit dem Namen Death Machine gibt es einige mehr, da muss man schon genauer gucken. Und sich vielleicht die 12“ von Beats In The Wood holen, einer Vorläuferband von Death Machine; die andere hieß Mother Empire.