Von Matthias Bosenick (11.12.2013)
Zombies haben weniger die Eignung zur dramatischen Romanze als Vampire, sondern vielmehr ein großes Maß an Humorpotential. Dieser Umstand schlägt sich stark in Film und Literatur nieder, Ausnahmen bestätigen die Regel. Eindeutig in die Humorkerbe schlägt das vorliegende Wimmelbuch „Wo ist der Zombie?“, in dem der Betrachter auf vielen großformatigen Bildern zehn bestimmte Zombies suchen muss. Das Ganze ist in eine lose Stroy eingebettet, die zu erfassen weitaus weniger Zeit beansprucht als die eigentliche Zombiesuche. Das Ergebnis ist ausgesprochen kurzweilig und macht sich in bestimmten Kreisen bestimmt gut als Coffeetablebook oder unter dem Weihnachtsbaum. Wimmelbuch-Vater Ali Mitgutsch hat sicherlich seine Freude an dem blutrünstigen Stoff, seine jugendlichen Fans wohl eher weniger – das Buch ist keineswegs kindertauglich.
Die Story ist recht harmlos: Die Familie eines Bio-Wissenschaftlers ist mit einem Virus infiziert und zu Zombies geworden. Von den zehn Mitgliedern (inklusive Katze und Hund) geht nun die Verseuchung der Welt aus. Die Bilder zeigen im Nachrichtenformat das Ausmaß der Virus-Verbreitung und die unerbittlichen Kämpfe zwischen Zombies und Gesunden. Dabei stürzen Flugzeuge ab, wird das Weiße Haus in Beschlag genommen und – natürlich – gehen Shopping-Malls zu Bruch. Dazwischen sind immer dieselben zehn Zombies sowie vereinzelte Erste-Hilfe-Koffer vesrteckt, die es zu finden gilt.
Das einzige Manko des Buches ist seinem Format geschuldet: Da jedes Bild klar genug gezeichnet sein muss, damit man überall Zombies wittern kann, lassen es die Bilder an klarer Perspektive vermissen. Die Figuren sind allesamt gleich groß und wirken bisweilen wie auf Rubbelbildern zufällig platziert. Ansonsten bersten die Panels aber vor Ideen, vor Witz und vor Detailreichtum. So sehr, dass man die teilweise extrem gut versteckten Haupt-Zombies wirklich nur mit der beigefügten Lösung findet. Wer also Spaß an Blutrünstigkeit hat und über Zombie-Superman, Killerkühe und spritzende Gehirne lachen kann, verbringt so manche vergnügliche Stunde mit dem Buch.
Auffallend ist, dass Zeichner Paul Moran ein Faible für ansehnliche Frauen hat. Nicht im Sinne plakativer Erotik, sondern rein ästhetisch. Geschlechtsteile sind keine zu sehen, nur Waffen, Blut und abgetrennte Gliedmaßen. Erstaunlich ist übrigens der Sujet-Wechsel: Bis zuletzt befasste sich Kinderbuch-Illustrator Moran noch mit niedlichen Wimmelbüchern über Erdmännchen. Irgendwann hat man diese vermutlich einmal satt. Damit kann man unterschiedlich umgehen. Der Schritt hin zum Zombie ist eher ein gesunder.