Destruction – Birth Of Malice – Napalm Records 2025

Von Guido Dörheide (08.03.2025) Weil am Rhein die Zeit still steht, gibt es dort noch Thrash Metal. Dieses einst mächtige Genre, das von Bands wie Metallica, Megadeth, Exodus oder Flotsam And Jetsam geprägt wurde (raten Sie mal, welche dieser Bands dem Genre seit den 80ern treu geblieben sind? Hihi, alle, sogar Metallica sind inzwischen hierhin zurückgekehrt!), ist in Deutschland noch lange nicht tot. Destruction haben besetzungsmäßig seit „Diabolical“ (2022) nichts geändert: Marcel „Schmier“ Schirmer singt und spielt die Bassgitarre, Damir Eskić und Martin Furia bedienen die Gitarren und Randy Black, „die kanadische Schlagzeugmaschine“, der schon bei Annihilator, Primal Fear und W.A.S.P. getrommelt hat, haut mit Nachdruck auf die Trommeln, damit ist das Destruction-Line-up sogar seit dem Abgang von Mike Sifringer nach „Born To Perish“ (2019) stabil.

„Birth Of Malice“ erfindet weder das Genre neu, noch ist es irgendwie bahnbrechend, wegweisend oder sonst irgendwas, nein, es ist einfach großartiger Thrash Metal der alten Schule, den Metallica nach „And Justice For All“ (das war 1988, also noch vor der Wende, da kann man sich ausrechnen, seit wann diese Band schon nicht mehr wirklich gut oder originell ist!) ruhig gerne mal hätten beibehalten dürfen, hier hören wir eine Band, die mit Schmier an Bass und Gesang alte Trademarks hochhält und mit der wirklich mehr als soliden Gitarre- und Schlagzeugabteilung aus Eskić, Furia und Black ihren Weltklassestandard mehr als nur verteidigt.

Der Text des Eröffnungsstücks „Birth Of Malice“ gibt nicht viel her, denn es ist ein Instrumental, aber dafür hauen es Destruction auf dem namensgebenden zweiten Albumstück, das nach dem Bandnamen benannt ist und „Destruction“ heißt, komplett raus: Der Song besticht schon einmal durch die Musik: Trockenes, schnelles Schlagzeug, klasse Riffs von zwei Gitarren, die immer mal wieder mit einem irgendwie gearteten Quietschen aus der Art schlagen und routinierter und immer wieder gerne gehörter Gesang von Schmier: Soo muss Destruction! Im Text singt Schmier über seine Band, und das ist irgendwie total süß: Destruction sind die Blutsbrüder, deren Seelen im/aus/wieauchimmer Stahl geschmiedet wurden, die Soldaten des Teufels, nur der reine Metal ist real, Destruction sind die Ausgestoßenen, die Außenseiter:innen, die nicht dazugehören, was für eine Scheiße, was für ein Kitsch! Und mit „Survived to die in a life without sense, not living the lie – music as self-defense“ wird es nicht besser. Aber welche Selbstfeierungshymne („Viva Colonia“???) ist schon besser? Mal ehrlich: „In Lüben lässt es sich gut leben, darauf woll’n wir das Glas erheben!“ – Ist das toll? Nein, sicher nicht, aber es schafft Zusammenhaltigkeitsgeist, und desgleichen tut auch „Destruction“ – also lassen wir Schmier das mal durchgehen.

Zumal es auch danach so richtig toll weitergeht (jahaa hihihi, ich habe nicht uiuuubhhhhzu, scheiße, dieser Riesenkater haart mir dermaßen die Tastatur voll!, nach den ersten enttäuschenden Texten die Stange mit Schmier gebrochen oder wie das heißt); „Cyber Warfare“ ist richtig klasse: Thrash Metal meets schnelle Elektronik meets Schmiers Gekreische, das geht nach vorne los wie Sau, der Text handelt von Cyber-Verbrechen und ist recht platt, aber wenn ich mal bedenke, dass selbst ich mit meinen knapp über 50 Jahren vieles von diesem neumodischem Internetzkram kaum durchblicke und Schmier ja einiges älter ist als ich – geschenkt! Der Song ist mega, auf jeden Fall.

Mit „No Kings – No Masters“ geht es dann musikalisch großartig weiter. Textlich auch – hier wird jeglicher blinder Führer-Ergebenheit eine klar verständliche Grenze gesetzt und dazu ertönt schöne Musik.

Auf „Scumbag Human Race“ macht Schmier nochmal mehr deutlich, dass einige Mitglieder der menschlichen Rasse ihn wohl so ziemlich ankotzen, diese sind nämlich ohne Rückgrat und stecken voll mit dreckigem Geld, also unser nächster Bundeskanzler wird Schmier wohl nicht gefallen.

Textlich der Hammer ist „Dealer Of Death“, auf dem Destruction mit BASF, dem Herzstück der IG Farben und Produzenten von Zyklon B, abrechnen. „B.A.S.F – Chemicals the southern style, so effective and so vile“, so schön kann man einen Chemiekonzern, dessen Abwicklung mehr als 60 Jahre gedauert hat, auf den Punkt bringen.

Den Abschluss des Albums bildet das Accept-Cover „Fast As A Shark“, einschließlich des „Ein Heller und ein Batzen“-Intros. Klingt ähnlich wie das Original, nur schneller und härter, nichts anderes hätte man von Destruction erwartet. Wunderbar.

„Birth Of Malice“ ist schnell, hart und dabei nicht frei von Melodie, die Texte bringen eine gesunde Haltung zum Ausdruck, Destruction gefallen also nach wie vor auf ganzer Linie und vor allem: Der Thrash Metal lebt! Wat schöön!