Von Matthias Bosenick (03.12.2013)
Eines haben Dissouled und Motörhead gemeinsam: Sie machen keinen Heavy Metal. Motörhead bezeichnen ihre Musik als Rock’n’Roll, Dissouled machen vornehmlich Grindcore – und alles mit der Endung -core entstammt den Punk, wie die Band betont. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass Dissouled mehr als nur diese Wurzel haben: Sie sind heavy bis zum Death, grooven wie Sau, haben Humor und sind damit doch näher an Motörhead, als es Heavy-Metal-Puristen wahr haben wollen.
Dissouleds drittes Full-Length-Album ist natürlich keins, mit 22 Minuten Spielzeit passt es gerade noch auf eine eng gepresste LP-Seite (und ist um jeweils zwei Minuten kürzer als die Vorgänger „Spreading The Guts“ und „Rock A Beatin‘ Grind“). Da die Tracks aber ein großes Maß an Aufmerksamkeit erfordern und mit Brüchen und Experimenten den Hörfluss unterbrechen, lässt die große Masse der musikalischen Vorkommnisse den Eindruck eines doppelt so langen Werkes aufkommen. Soll heißen: Das Album ist ausnehmend abwechslungsreich. Okay, was die eingeschnittenen Filmsamples betrifft, hätte es weniger auch getan.
Musikalisch bewegen sich Dissouled quer durch alle Grindcore-Spielarten. Sie untermauern damit, dass sie viel zu viel Humor haben, um sich bierernst auf irgendetwas festzulegen, und eignen sich alles an, was auf dem Weg zum Gesamtspaß zusätzlich daherkommt. Sie knüppeln ebenso wie sie grooven, integrieren Core-Genres wie Crust und Gore, möchten trotzdem das Wort Metalcore sicherlich nicht unbedingt mit sich in Verbindung gebracht bekommen und können – Analog zu Motörhead – auch den guten alten Rock’n’Roll.
Die Inhalte sind naturgemäß zu einem gewissen Teil genrespezifisch: Blut, Exkremente, Sexexperimente. Die Band betont dabei, dass sie mitnichten sexistisch eingestellt ist – manche der früheren Tracktitel riefen bisweilen die P.C.-Polizei auf den Plan. Bei Dissouled siegt vielmehr das Wortspiel über die Correctness. Korrekt sind die anderen Themen, die sich auf gesellschaftliche und politische Aktualitäten beziehen. Der Rest ist einfach nur Spaß.
Und der steckt an. Einzig die Produktion hätte etwas satter sein können, ansonsten bekommt der geneigte Hörer eine geballte Tüte Unterhaltik. Es ist davon auszugehen, dass die Live-Umsetzung das Publikum sowohl zu Circle Pits und Mosh-Einlagen als auch zum Mitgrölen hinreißt.