Zoahr – Mosaic – Zoahr 2025

Von Matthias Bosenick (10.02.2025)

Der Titel „Mosaic“ passt gut zum dritten Album der psychedelischen Space-Blueser Zoahr, Eigenschreibweise ZOAHR, aus Pirmasens: Jedes der neun Stücke schillert auf seine eigene Weise, das Trio spannt den Bogen von schnellen Groovetracks zu Schwofblues und nimmt dabei allerlei weitere Stoner- und Retrorock-Spielarten mit. Hier sind mehr Ideen enthalten, als einem einzelnen Album zusteht; wer es auflegt, begibt sich auf eine atemberaubende Reise. Noch so ein Ding, das das Klischee des dämmernden Kiffers widerlegt!

Mit „Endurance Race“ und „Zephyr“ startet die Band gleich mal auf eine wachrüttelnde Weise: Die ersten Songs haben ein nach vorn preschendes Tempo, grooven erheblich und stellen eine flexible Dynamik zur Schau. Man möchte tanzen, wenn nicht headbangen, und es dauert zudem auch noch zwei Minuten, bis überhaupt Gesang zu hören ist. Was das Trio hier alles an überraschenden Figuren einbaut, sprengt jede Vorstellungskraft. Wendungen, wohin man nur hört, mit Wah-Wah und Gniedelsoli, es ist ein Fest.

Für den dritten Song „Garden Of Grief“ tritt das Trio dann auf die Bremse und präsentiert einen schunkeligen Blues-Schwofer. Das Konzept der verspielt-verschachtelten Strukturen geben Zoahr nun für den Rest des Albums weitgehend auf und verlegen sich auf andere Aspekte, generieren Atmosphären, schicken ihren Blues in die kalifornische Wüste oder ins All und variieren ihn jedes Mal. „Red Tide“ etwa könnte beinahe als aufgerauhter Doom durchgehen. Im Rauswerfer „Wayward Blues“, der eigentlich auch eher gemächlich wippt, kehren die kuriosen Figuren vom Anfang temporär zurück, nur eben entschleunigt.

Abermals sind Zoahr ein fantastisches Beispiel dafür, welche Wucht in der Musik liegen kann, die von nur drei Leuten ausgeht. Wenn eben alle drei ihre Instrumente, nun, voll ausspielen: Der Bass von Thorsten Winkler ist enorm ausdrucksstark, der steuert weit mehr als nur ein paar Achtel bei. Auf der Gitarre von Sänger Jessie Schmidt liegt fortwährend eine fuzzy Verzerrung, und was da noch an Lücken bleiben sollte, füllt Philipp Dahler mit seinem achtarmigen Schlagzeugspiel. Mit seiner Stimme gemahnt Schmidt bisweilen an die höheren Lagen von Robert Plant, dann hat auch die Musik etwas von harten Rock der Sechziger und Siebziger, doch fügt sich sein Gesang noch besser in die Musik ein, wenn er ihn etwas tiefer hält, wie etwa im „Wayward Blues“.

„Mosaic“ ist das dritte Album des Trios seit Ende 2019, die Bandzusammensetzung ist seitdem unverändert. Vorher spielte Schmidt bei Colaris instrumentalen Psychedelic-Post-Rock, Philipp Dahler ist noch als Beheader bei den Black-Thrash-Metalern Nekkromaniac aktiv und Thorsten Winkler war zuvor bei der Zweibrückener Alternative-Rock-Band Ampersphere involviert.