Von Matthias Bosenick (02.01.2025)
Als Ein-Mann-Projekt stehen einem mittlerweile haufenweise erschwingliche technische Hilfsmittel zur Verfügung, die beim Hören der Musik den Eindruck von Ein-Mann-Projekt gar nicht mehr aufkommen lassen. Marius Ignatescu aus Transsylvanien erreicht dies ebenfalls, gottlob: Der Black Metal auf „Days Of Future Ravaged Lands“, seinem fünften Album als Antumbra, klingt nach einer Band, die routiniert zusammenspielt. Er selbst spricht von Atmospheric Black Metal, umgeht damit also den seit einigen Jahren beliebten Präfix Post, bedient ihn aber – und das auch noch auf attraktive Weise. Mit Mosten generiert der Mann aus Sibiu Atmosphären, die er mit stilleren Passagen anreichert, wie man das eben so macht. Und er macht es gut.
Die Gitarren flirren, die Drums überschlagen sich, alles ergibt den wohligen Teppich, den dieser moderne Black Metal zu legen in der Lage ist. Auch wenn Ignatescu schreit, was für unbedarft Hörende unangenehm erscheinen mag, muss man feststellen, dass er eine angenehme Stimme hat; sie fügt sich perfekt passend in den Sound ein. Anders als bei dieser Art Black Metal zu erwarten, sind die zehn Songs kurz, man könnte fast sagen: von radiotauglicher Länge, zwischen zweieinhalb und gut fünf, in einem Falle nur sechs Minuten Länge. Damit nimmt sich Ignatescu nicht die für das Genre typische Freiheit, seine Atmosphären über Dauer zu erzeugen, zudem bringt er diverse Subgenres und Stile aus anderen Schubladen in den Songs unter und hält sie so gleichsam stimmungsvoll wie variabel.
Zwar bedient Ignatescu insbesondere anfänglich noch die eher typischen Charakteristika des Black Metal, also Blastbeats und Schrengeln, doch versetzt er diese Muster mit zurückgenommenen, beinahe akustischen Elementen, durchbricht sie mit instrumentalen Experimenten und bricht in der zweiten Hälfte die vermeintlichen Stereotypen sogar komplett auf, indem er etwa „Oath To Chaos“ als Beinahe-Thrash-Metal kleidet oder „Swirl Of Death“ mit einem beinahe tanzbaren Rhythmus versieht. Und da ist von den angenehmen Harmonien und den angedeuteten schönen Melodien noch gar keine Rede, zu denen Ignatescu ebenfalls in der Lage ist.
Sein fünftes Album seit 2021 fasst Ignatescu als Konzeptalbum auf, überdies: Es handelt von Krieg und den verzweifelnden Folgen der Blutbäder, die darin angerichtet werden. Interessant genug, dass die Musik dazu an so vielen Stellen gar nicht nach Verzweiflung klingt, sondern eher nach Hoffnung, nach Aufgefangenwerden. Was ja auch schön ist, insbesondere in solchen Zeiten und zu solchen Anlässen. Andere Tätigkeitsfelder als Antumbra – „Als Antumbra bezeichnet man den helleren Teil eines Schattens, der sich in einer bestimmten Entfernung vom Schatten werfenden Objekt bildet“, so das Internet – hat der demnächst 40jährige Rumäne übrigens offenbar nicht.